All Eyes on Me – Caro

Ich hab was geahnt. Irgendwie. Spätestens nachdem sie mich verbrannt hat war ich mir sicher DAS es nicht echt ist. Etwas, dass mich schon mein ganzes Leben begleitet, dieses Gefühl in einem falschen Film zu sein. Die Menschen um mich herum waren schon immer nur in 2 D…und ich versagte daran meine Dimensionen in diese flache Welt zu integrieren. Manches mal, wenn ich mich darum bemühe….löse ich mich auf…wie damals mit Phillip. Da…dachte ich, es wäre vielleicht möglich…..so…zu sein….so flach und dennoch echt genug um mich selbst ertragen zu können….doch er bewies mir nur einmal mehr, wie sehr ich nicht bin, was sie sind. Sie alle. Die Menschen und die Welt. Und nun hier…offenbart sich endlich, wie sehr ich Recht hatte damit. Diese…sogenannte Wirklichkeit zerbricht mir Scherbe für Scherbe und zeigt ihr wahres Gesicht….und dieses Gesicht spricht mit mir. Gibt mir Hinweise….die ich in meiner Arroganz zwar sehe…aber nicht begreife.

Das Zimmer der Liebenden, in welche sie mich steckten…es hätte kaum absurder sein können…in dieser Sekunde hätte ich schon wissen sollen, dass es ein Gefängnis ist…ich liebe nicht und wenn…nur…etwas ebenbürtiges?

Die Bilder….aus meiner tägliche Welt… schon am ersten Abend war er dort am Boden und lächelte mich an…Charles…für mich lag er da um mich zu leiten..mir die Hand zu geben und mich raus zu führen aus dieser Farce.

Die Zusammenstellung der Menschen…das Phillip hier ist…und die Schwester der Toten, die in meiner Auflösung ertrank….

Das Filmposter von….I spit on your Grave. Eine Frau welche sich aus ihrer Hölle befreit und zur Hölle für die Anderen wird. Die Bilder sind mir ins Gehirn gebrannt…als sie sich erhob um sich zu rächen…erhob ich mich…um ihm anzutun, was er mir antat. Nicht im Zorn. In aller angemessenen Berechtigung.

Das Spiel…der Offenbarungen. Ich hab mich offenbart….nicht der Umstand meiner Tat…..sondern den Fakt, dass die Konsequenzen des persönlichen Leides, welche ich entfachte in mir nur vages Bedauern lösen. Simone auf dem Stuhl neben mir, verkörpert alles was ich nicht bin…gefesselt ist sie..stumm und voller Leid ob der Geschehnisse…während ich ein um das andere Mal Schmerz schenke…körperlichen und seelischen….ohne das es mich tief berührt..sackt sie mehr und mehr zusammen.

Ich weiß, dass Svenja sich rächen wird….in ihren Augen brennt der Hass mit jedem weiteren Wort das von meinen Lippen tropft….aber ich denke an Charles und lächel sie an…weil sie mir Gelegenheit gibt mir selbst zu beweisen, dass ich mich von aller Angst befreien kann. Das gibt mir ein Gefühl von Macht. Die anderen sind mir egal.

All dies hab ich gesehen und begriffen und dennoch taumel ich durch dieses Haus und das große Spiel und finde nicht raus….obwohl ich mir Mühe gebe mir zu beweisen, dass ich besser bin als sie. Dass sie mir nichts tun können. Dass ich frei bin. In meiner ureigenen Konsequenz begebe ich mich in die Hände der Frau, die mich töten will und wird…und es tat. Da war der Impuls in mir…zu schrein…zu fliehen…aber diese erregende Gefühl über meine Angst derart erhaben zu sein, dass ich ihr folgen kann…ohne aufzubegehren…ohne mich zu wehren….und damit die Rache, die süß sein sollte zu einem mauen erledigen verzaubere ….das lässt mich jeden Schritt zu dieser Musik tanzen.

Meine Wiederkehr…befreite mich von den letzten Fesseln an Mitleid, welche ich vor meinem Tod in mir fand. Mit der verbrannten Haut fiel…Fetzten für Fetzen…von mir ab, was mich noch in den zweidimensionalität festhielt. Wie jemand der Bereit auf der Startposition steht….aber nicht läuft, weil….das Signal zum loslegen fehlt.

Und dann seh ich in diesen Spiegel und lese…in Rot geschrieben….was ich schon wusste, aber jetzt erst begreife.

Prison is in your mind.

Seine Worte, die mich ein halbes Leben lang begleiten. Prison is in your mind…Cant you see..im free. Ich steh vor dem Spiegel, starr in mein Gesicht und die roten Buchstaben sickern in mein Bild von mir…und…alles macht Sinn. Mein Spielauftrag. Übernimm die Kontrolle….Jetzt. Kontrolle kann so viel bedeuten…aber nur wer frei ist von Angst kann nicht mehr von Aussen kontrolliert werden. Ich verstehe, dass ich hier nur noch bin, weil ich zwar weiß, dass es nicht echt ist…aber…ich nicht bereit war mich von diesem Gefängnis zu befreien. All das um mich herum setzt sich neu zusammen, in einem Verständnis, für welches ich keine Worte habe und mitten in meinen Dialog fügt sich Simone. Die Frau, die auch ohne Zwangsjacke und Knebel kaum stummer und gefesselter sein könnte….und mich überfällt ein wildes Gefühl von Verantwortung….ich begreife meinen Auftrag…jene um mich herum zu befreien, wie es Charles mit den Seinen tat und ich rede mit ihr und sehe wie meine Worte in ihr auf fruchtbaren Boden fallen und in dieser Sekunde liebe ich sie auf eine…ganz verdrehte Weise, wie eine Mutter ihr Kind lieben könnte…vielleicht. In ihren glasigen Augen spiegelt sich meine Welt und ich fühle mich etwas weniger allein…ich weiß…mit absoluter Sicherheit, dass es das ist was ich will…von jetzt an in alle Zukunft….Menschen in welche ich seine…meine Saat pflanzen kann.

Wir gehen zurück zu den anderen und ich lasse sie für sich…Zeit um zu gären. Die anderen alle spielen das….ich gestehe was ich tat Spiel und ich hege nicht im geringsten ein Interesse daran mich diesem Tun zu fügen. Obwohl es einige Aspekte an den Geständnissen gibt, die einem gewissen Witz nicht entbehren. Die ach so heilige Margit die Menschen für Geld tötet erheitert mich. Oder die Empörung, die Patrick mit seinen Worten in den Gesichtern der anderen löst…das zieht mich an. Seine Bereitschaft über das Missfallen der anderen Geschöpfe in aller Selbstgerechtigkeit hinweg zu trampeln ist mir Sympathisch.

Die meisten Geschichten langweiligen mich nachhaltig und ich mache mir nicht die Mühe Interesse zu heucheln, allerdings…und es ist mir nicht geplant….als Phillip zu reden beginnt regt sich in mir Widerspruch. Obwohl ich ihn schon nachhaltig aus meiner Realität wischte gelingt es ihm mit seiner impertinenten Ignoranz meine Abscheu zu schüren. So sehr, dass ich ihm ins Wort falle….zu meiner neuen Freiheit soll auch gehören die anderen Wissen zu lassen, wie sehr sie mich anwidern. Phillip soll wissen, wie sehr er mich anwidert. Vielleicht auch…..wie sehr es mich verletzt hat…dass er mir genug war…um ihm mehr von mir zu zeigen und er sich daraufhin zurück zog und mich in seiner Idiotie zu einem Therapeuten zu schicken. Was verstünde ein zweidimensionaler Psychiater schon von meiner drei dimensionalen Welt?

Als ich mir bewusst darüber werde, wie sehr mein Herz klopf und wie wenig er versteht befällt mich die Angst so lächerlich und jämmerlich zu sein wie der Rest und ich tu…was ich immer tu. Die Augen schließen…bis drei zählen und ihn aus meiner Welt nehmen. Meinen Platz finde ich neben Patrick mit dem Gefühl in der Brust, dass dieser…vielleicht….keine Angst vor mir hätte. Doch bevor ich diesem Gedankengang folgen kann…höre ich wie mein jüngstes Kind spricht….von sich….und den Dingen die sie zerstört haben und als sie geendet hat sucht sie meinen Blick…so wie ich den ihren suche. Tränen stehen in ihren Augen. Angst…sie zittert und ich fühle mein Herz mit ihr schlagen. Wortlos flüstern meine Lippen die einzige Wahrheit. Prison is in your mind.

Sie nickt..blinzelt….Unsicherheit. Ich seh….sie sich winden…aus meiner Welt verschwinden und wieder kehren. Nochmal fragen. Soll sies wagen..soll sies tun? Nun…ich lächel schief und deute ein Schulterzucken an. Es ihr zu befehlen ist nicht das Spiel….es geht darum ihr zu zeigen, wie sie sich selbst befreien kann. Und sie tuts. Sie dabei zu beobachten macht mich atemlos….noch mehr als Phillips Kuss….noch mehr als das Feuer, welches das Kino verschlang…mehr noch..als jenes, welches mir mein Gewissen aus dem Leib brannte. Wie sie zögerlich ihre Schritte zu ihrem Geliebten tut….das Beil erhebt und sich von ihm befreit fühlt sich an wie Feuer und Eis im gleichen Maßen. Beinahe hätte ich Patricks Hand genommen um mich zu halten…so ergriffen von ich von diesem Moment in aller Intensität.
Der Rest….vergeht…dahin. In meiner Selbstzufriedenheit bin ich bereit und nur vage überrascht, als wir uns erfahren lassen was mit uns geschah….zu sehen wie der Kreis sich schließt und alle Fragen klärt bis auf eine. Wer hat das goldene Ticket.
Ich bin mir so sicher….so gott verdammt sicher, dass ich gehen kann…jetzt….da alles geklärt ist. Jetzt da ich die Kontrolle übernommen habe und meine Bestimmung erkannt. Jetzt da das Monster aus seiner Haut gekrochen ist und ich endlich beginnen kann der Welt dort draussen zu mehr Tiefe zu verhelfen. Ich weiß so sicher, dass die Tür sich öffnen wird, als ich mit dem Ticket, dass ich in einer liebevollen Berührung aus Patricks Obhut nahm……die Klinke drücke. Und sie…………sich mir verwehrt. Da will ich schrein und nur die blose Disziplin, niemanden meinen Irrtum einzugestehen..vielmehr…meine Enttäuschung darüber, dass ich mich täuschte..nur dies lässt meine Lippen still schweigen.
Lass ab von der Tür…ich folge mir die Treppen rauf…steh neben mir…so wie andere, die mir aus dem Weg gehen. Den Gang hindurch…den Raum..raus auf den Balkon….[http://www.youtube.com/watch?v=5Q7EBb5g8lQ]
~Du willst etwas gestehen
doch der Wind frisst jedes Wort
das du sagst.
Ein Strom, der sich alles einverleibt
taumeln, stürzen, in der Leere schweben.
Du sagst, das ist alles, was bleibt
du sagst, das ist, was es heißt
zu überleben.~
Kalt ist es, aber was tut das schon. Da ist noch jemand..der redet, aber sie werden gleich gehen..ich sehe es..ich sehe hinab und verstehe, dass loslassen….das Einzige ist..was mir helfen wird…der Wind zerrt schon an mir. Einmal um mich selbst gedreht…steh ich nur draussen und blick hinein. Die Anderen an…die an ihrer Existenz festhalten, während ich schon über dem Leben schwebe…so weit weg, dass ich sie beinahe nicht mehr erkennen kann. Das ist meine Welt…getrennt von Leben. Alle weiteren Schritte sind wie in Trance.
Ich geh hinein…will schrein…und kann ihr sinnloses ängstliches paddeln nicht ertragen…sie singen ihr Kumbaya und ich fliehe …mit meinem Ticket ….Patricks Ticket und er folgt uns. Kein Vorwurf ob meinem Diebstal…er..hätte es..hat es….tat es nicht anders. Die Musik spielt in meinem Kopf und er ist geschäftlich….wird echter in meinen Augen, als ich erkenne, dass er mich nicht verrückt findet…zumindest nicht so maßgeblich, dass er mich wegstoßen müsste. Was….sagst das über ihn? Wär ich zweidimensional, hätt ich diesen Augenblick verwendet um ihn zu küssen, aber….ich bin da nicht gut drin…wars noch nie…das zwischenmenschliche ist mir fremd…wenns ernst wird. So leg ich nur meine Hand auf seine Brust und lausche seinem Herzschlag. Auch er liegt gerade in einer anderen Welt im Sterben. Wie wir alle…ich werde hier mit ihm warten bis dies hier gänzlich zerbricht und dann…werden wir sehen, ob die Welt uns dulden kann. Ein paar Tage noch und du lernst mich zu verachten. Victoria ist da und ich fühle mich auf seltsame Art heimlig…der Arzt schüttelt den Kopf…der in dem blutigen Kittel..ich….verstehe, dass dies ein Echo aus der echten Welt ist und weil es sein Wille ist…folge ich ihm…ohne weiteres Wort. Erinnere mich noch an seine sachten Berührung, wie er meinen Puls fühlt…das überbordende Mitgefühl..die Sorge…all das, was ich nicht kenne.
Die Statisten..die Anderen beginnen mit dem Töten…während die Letzten noch ihr Gewissen befreien..befreien sich die Ersten von ihrem Gefängnis. Leben ist sterben und sterben ist Leben. Victoria sagt es wird Zeit..ich wollte warten…einen Moment sogar überlegte ich…ob ich nicht warten sollte bis alle tot sind um es selbst nicht zu tun…dann hätte ich endlich eine Welt für mich allein..die mir gehört. Frei.
Doch es geht seinen Weg. Ich empfinde kein Mitgleid…verliere die Übersicht…kein Bedauern, als ich Ty töte..natürlich nicht…noch Angst, als Victoria mir das Messer schenkt…vielleicht….vielleicht darf ich sie in der echten Welt behalten, will mich noch drehen um Patrick zu sehen, da…verändert sich etwas und mir wird kalt.
Stimmen..Sirenenheulen..ich glaube die Hände des Arztet an mir zu fühlen…jemand der sagt, dass sie es nicht schafft. DAss sie stirbt. Sie.
Sie…das bin ich.
Fühle wie mein Herz klopf….ganz intensiv…ich fühl mich lebendig…noch 5 Sekunden.
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frei.

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