Eine Form von Romantik

Nun.

Da steht sie mit ihrem langen dunklen Haaren, ihre Hände sind blutig, ihr Gesicht schmutzig…die Kleidung zerissen. Sie wird hingerichtet werden. Sie hat versagt.
Sie steht einfach nur da, läuft nicht…schreit nicht, ich wäre fast versucht zu behaupten, sie ist sich gar nicht im Klaren darüber, dass sie sterben wird. Also…endgültig.

Hinter ihr erklingen die Schritte dieses großen Mannes, ihr Kopf wendet sich nur ein wenig, als hätte sie in der Bewegung vergessen, dass sie sich umsehen wollte um ihrem Mörder entgegen zu sehen. Beinahe hätte ich sie dabei aus meinem Blickfeld verloren. Doch sie wendet sich nicht wirklich…sie weiß, er kommt zu ihr…ohne Eile…ihr Blick richtet sich wieder gerade aus und sie sieht mich an.
Ich verstehe sie.
Sie hat nichts falsch gemacht, sie sieht die Welt nur anders. Manchmal mit meinen Augen.
Der Mann vor ihr..beinahe schon zwei Köpfe größer als sie verspürt keinen Groll gegen sie…es ist nichts persönliches, sie ist nicht die Erste….sie wird nicht die Letzte sein. Eine von vielen.

Das will sie nicht sein und löst sich von mir um stattdessen ihn anzublicken…in dem Blau seiner Augen zu ertrinken, bis sie atemlos und still dem entgegen treten kann, was zu verhindern nicht mehr in ihrer Macht liegt.
Er hat keine Furcht den Blick zu erwidern, eine Form von Respekt. Er wird das nicht einfach hinter sich bringen….nicht heimlich still und leise, als wäre es niemals geschehen..nicht so, dass er es vergessen wird. Er wird sie mit allem töten was er ist..mit seinem Tier..mit seiner Gewalt…er wird sie in einem Streich mit aller Kraft zerreissen..in aller Liebe.

Dann stehen sie da, wie zwei alte Freunde….der Rest umher existiert nicht mehr, nur noch das Schwarz und das Blau und das Rot, dass unter der Oberfläche wartet offenbart zu werden. Ich seh sie nicken….und ihn damit verzaubern.
In noch dem gleichen Augenblick verwandelt sich dieser seltsame tierhafte Mann in ein Monster. Wo disziplinierte Züge keine Auskunft über seine Gefühle gaben klafft nun ein tiefes Loch an grotesker Wut die er aus dem Nichts gerissen hat. Seine Zähne fletschen sich, seine Muskulatur gebiert das Tier, das in ihm lebt und lässt es mit seiner Gestalt verschmelzen. Verwandelt Hände zu Klauen und ein Lächeln in eine Fratze mit Fangzähnen.

Nur das Blau seiner Augen bleibt unberührt und lässt sie wissen, dass der Mensch…der Mann noch da ist…noch teil nimmt….wissend was geschieht.
In der nächsten Sekunde wird alles vorbei sein…doch ich…weil ich die Welt anders sehe…ich nehme die Fäden der Zeit und lockere mit meinen Fingerspitzen die Maschen….verschaffe mir Momente in denen ich in Ruhe betrachten kann, was er tut…mit ihr.

Es beginnt damit, dass sie den Kopf hebt und etwas beiseite legt…während er schon den kurzen verbleibenden Schritt zu ihr zurück legt….seine Klaue erhebt um Kraft in den Hieb zu legen der Kommen wird. Ihr ebenholzschwarzes Haar folgt der Schwerkraft und gleitet beiseite…wie ein Vorhang der sich für das Publikum öffnet. Entblöst das Weiß ihrer Haut…ihres Halses…er löst den Blick nicht von ihrem…er muss nicht sehen wohin er geht…er fühlt es in sich…Instink.

Noch weiter trenne ich die Maschen…weil ich es kann….und fühle fast…diese allererste Sekunde, da die scharfen Krallen ihre Haut erstmals berühren. Für einen stillstehenden Moment ist diese Berührung so zart, wie eine vorbeistreichenden Feder.

Fernab jeder Gewalt…verloren in der Zeit, wäre diese Nähe in dieser Sekunde einer Liebkosung gleich…Und als wäre es eben das, öffnen sich ihr Mund um das letzte Mal…so unnötige Luft in ihre Lungen fließen zu lassen…nicht um zu überleben…sondern um ihm etwas zu schenken…gleich…
Der Sekundenzeiger quält sich weiter und seine ach so sanfte Berührung zwingt ihre Haut sich zu beugen, sich zu winden..sie weicht ein wenig nur zurück…bevor die Spannung bricht und er in sie dringt…sich unaufhaltsam in sie hinein schiebt…

Das kalte dicke Rot quillt hervor und lässt das Tier in ihm grollen und johlen…ihre finger spitzen strecken sich…als suchten sie nach Halt…ihre Augen weiten sich und er lässt sie nicht mehr gehen..sie gehört schon ihm…
Kurz bevor er ihre Luftröhre durchtrennt mit seiner Zärtlichkeit, fällt noch das Seufzen von ihren Lippen..leise und zart..als wolle sie das Tier, das sie vereinnahmt mit Sanftheit betäuben. Nur für ihn bestimmt. Odem.

Wie nahe kann man sich sein?

Ich sehe…wie er bei ihr steht…seine Hand in ihr..in ihrem Hals nach oben gerissen von der Wucht die er selbst hinein legte und wie er sie damit schweben lehrt..wie ihr Leib sich vom Boden hebt..mit seiner Bewegung um dann…als er ihren Kopf entgültig von ihrem Rumpf reisst…einfach am Boden zusammen zu sacken…als wäre er nicht mehr wichtig.
Sekunden später fällt der Kopf hinterdrein.

Die Augen sind noch offen.
Die Haut weiß wie Schnee.
Die Lippen rot von Blut
und das Haar schwarz wie Ebenholz.

Er brüllt
Der Spiegel, in welchem ich mich betrachtete ist noch ganz..ich nicht…ich bin zerbrochen.
Endgültig.

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