Momentaufnahme

Es ist schwierig, einen Augenblick, den ich selbst als sehr eindrucksvoll empfinde, so zu beschreiben, dass diejenigen, die das danach lesen, verstehen können, was ich auszudrücken versuchte.
In meinem Fall, ist es eine Lippenbewegung zu einem Lied.
Ein Mann, der tanzt…richtig tanzt! Ich habe keine 10 Worte mit ihm gewechselt und ich befürchte, dass ist ganz gut so, denn ich habe den vagen Verdacht, er wäre mir nicht sympathisch. Zu sehr von sich überzeugt. Zumindest tut er so. Aber gerade DAS ist wohl der Punkt, der es so…anregend aufregend macht ihn zu beobachten. Ich habe mir ein Hobby daraus gemacht.
Er versinkt im Tanz. Er bewegt sich MIT der Musik. Und leider ist das nicht bei vielen Menschen der Fall und noch viel weniger bei den männlichen Vertretern der Gesellschaft.
Meine eigene Welt verschwindet, wenn ich tanze, ordnet sich neu und meine Wahrnehmung dreht sich. Für mich ein unglaubliches Gefühl und ich unterstelle ihm, dass es er dies ähnlich fühlt, bei sich…wie sonst sollte dieses Wesen derart tanzen können?
Ich glaube fast, im Lexikon muss zum Thema Extrovertiert ein Bild nebst seinem Namen sein. Er drückt sich aus…in Gestik..Mimik.. und meine nächste Alternatvie zum Nicht-Tanzen, ist ihm dabei zu zusehen. Er weiß um seine Wirkung. Auch das ist zu sehen… Tut aber dem Fakt ansich keinen Abruch…sein tanzen MUSS von Herzen kommen. Kein Irrtum möglich.
Mein Lehrer sagte seinerzeit: Wenn du richtig tanzt ist das wie Sex. Und in manchen Fällen sogar besser.
Ich kann mich  seiner Meinung vollkommen anschließen.
Damit komme ich langsam, zu diesem exquisiten Moment.
Er tanzt mit einer jungen Frau, eine von mehreren gutaussehenden jungen Frauen in seinem Umfeld, die sich bisweilen mit ihm in seinem Tanz verlieren. Auch das ein Genuß zum Beobachten. Hatte ich erwähnt, dass ich voyeuristisch veranlangt bin?
Ich lasse mein eigenes tanzen etwas fallen und gebe mir Gelegenheit zu sehen..auf zu nehmen.
Ein Anblick, den ich malen möchte!
Seine angespannten Hände bewegen sich Millimeter für Millimeter über das schwarze Lackleder ihrer Kleidung. Als wolle er noch fester zugreifen und würde sich selbst nur mühsam unter Kontrolle halten Und egal wie es in Wirklichkeit ist, in diesem Moment ist DAS die Wahrheit. Die Körper aneinander, ineinander..umschlungen..sich sacht wiegend im Takt der Musik.Ihr Kopf fällt langsam in den Nacken, ihr Haar streichelt ihren Rücken und die helle Haut ihres Halses..ihrer Kehle… schimmert einladend im sachten bläulichen Licht der Scheinwerfer.
Mit geschlossenen Augen zeichnen seine Lippe..nahezu ohne sie wirklich zu berühren..diese Konturen nach, als wolle er ihren Geruch atmen Ihre Finger krallen sich sanft in seine Schulter –  sie ertrinkt im Moment. Und er zieht sie nur tiefer ins Wasser. Warmer Atem auf der Haut. Kühle Hände. Lichtblitze. Die Musik fließt und die Bewegungen mit ihr. Atemlosigkeit? Es liegt ein derartiges Kribbeln in der Luft, dass sich um die Beiden, in aller Stille ein kleiner Kreis gebildet hat. Wunderschön!
Seine Hände auf ihrem Rücken, zwingen ihren Körper mit zärtlichem Nachdruck an seinen eigenen. Mir ist fast, als könnte ich das kleine Geräusch hören, welches Lackleder auf Lackleder von sich gibt, dass sich berührt und wieder voneinander löst.. Auch das ist Musik.
Verzehrend. Feurig. Sanft, kaum  wahrnehmbar und gewaltig wie eine Welle. So muss tanzen sein. Auch miteinander tanzen.
Sie schmiegt sich an ihn. Verloren in seiner Nähe. Sich hingegebend. Und sein Kopf dreht sich etwas beiseite. Unendlich langsam. Derart eins mit ihr, dem Takt, der Melodie, dass es mir beinahe den Atem nimmt. Seine Augen geschlossen auf den Höhepunkt wartend.
Als die Stimme der Sängerin sich erhebt und Gänsehaut auf jedem Körper hinterlässt der Musik fühlen kann, öffnen er sie wieder. Den Blick auf ein, jedem anderen unbekanntes – Bild im Nichts gerichtet. Eine Profil. Gegen das Licht. Und eben diese, seine Lippen, die nicht nur lautlos den Text sprechen. Sondern ohne zu denken mitsingen. Schon tausenmal vernommen und jedesmal neu. Zu sehen, fast zu fühlen, wie jemand. Und seis nur für Sekunden..oder die Dauer eines Liedes…derart fällt… Die Welt um sich herum verliert. IST einfach nur wundervoll und eigentlich ohne Worte.
Ich muss lächeln.

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