Frühschichten und warum ich sie liebe…

Es ist Punkt 5 :30 als ich das Büro meines Chefs betrete. Fünf Uhr Dreissig, bei einer halben Stunde fahren, einer halben Stunde wach werden und einer halben Stunde duschen, bedeutet das um 4 Uhr aufstehen.DAS ist unheilig, einen dementsprechend unheiligen Anblick vermittel ich..Mein Chef sieht aus als hätte er schlechte Laune, wer will ihm das verdenken…Das erste was ich höre von links neben mir sind die Worte: „ Mein Gott siehst du Scheisse aus…“Danke, dass sind genau die Worte die eine Frau in der Früh hören will, ich bin noch deutlich zu langsam um auszumachen, wer von meinen charmanten Kollegen das war, als ich mich gedreht haben sehen mich fünf von ihnen unschuldig grinsend an und ich hab noch keine Worte für den Mist.

Ich hab noch 10 Minuten bevor ich raus auf die Line (das Vorfeld muss), also zieh ich mir nen Zitronentee und setzte mich in den Computer Raum. Neben mir ein Kollege der seine Mails checked und ganz nebenbei EINEN fahren lässt, dass mir ganz schwindelig wird,Faktisch vor meiner Nase!!!Ich sehe ihn mit halb offenem Mund fassunglos an und schüttelt dabei fragend den Kopf.

Er strahlt mich an: „ Du hättest mal den von Gestern Abend hören sollen..uiuiuiiui..!!“Ganz stolz.Sein Gestank treibt mir Tränen in die Augen.

Dieser Kollege muss man wissen, geht auch in das Büro des Chefs und lässt dort nen Koffer stehen um daraufhin zu gehen und die Türe hinter sich zu schließen – meisten dann wenn er ihm auf subtile Weise mitteilen will, dass ihm etwas nicht passte.Der Chef hats auch nicht leicht *schwör *

Ich für meinen Teil flüchte wieder aus dem Computerraum, Fünf Uhr Fünunddreissig ist auch nicht die richtige Zeit um zu ersticken. Ein Stück weiter ist eine Kollegentraube, die unstinkend aussieht, mit schlurfenden Schritten schließe ich mich ihnen an. Begrüßungen werden gemurmelt. Nein, wach ist noch keiner von uns. Besonders der eine der wie ein Schluck Wasser in der Kurve auf dem Stuhl hängt macht mir ernsthafte Konkurrenz und damit ich heute auch mal was gesagt habe brumme ich ihm ein lächelndes:

„Wow, du siehst aus wie ich mich fühle…“

Der Kollege dreht sich auf dem Stuhl etwas rum, sieht mich prüfend an und fragt dann mit einem dreckigen Grinsen:

„Warum, bist du Geil?“Fünf Uhr Sieben und dreissig und mir fällt schon nichts mehr ein.

Ich schnappe mir ein Diensthandy und und Dienstwagen und verzupf mich aufs Vorfeld, stehts bereit einen Auftrag über Handy anzunehmen. Es dauert auch nicht lange dann klingelt………nein..stöhnt mein Handy. Ja, es stöhnt. Ich ziehe es etwas irritiert und betrachte die vollbusige Superblondine die da lasziv auf dem Display auf und nieder hüppert. Ja Ja Ja.Für einen boshaften Moment überlege ich, ob meine kollegen, die das zweifelsohne draufgespielt haben, es auch schaffen ans Telefon zu gehen oder einfach nur gaffen. Dann fällt mir ein, dass ich meinen Chef auch nicht länger warten lassen sollte.

„Fahr mal zum dem Flieger, da ist irgendwas kaputt.“ sagt er, der Chef. Irgendwas ist eine eher vage Fehlerbeschreibung, aber egal.

„Auf welcher Position steht der Vogel?“ frag ich.

„Vorfeld….“ sagt der Chef. Der hat heute mal wieder Detailreiche Kekse gefressen.

In Erinnerung daran, dass seine Laune nur unwesentlich besser sein dürfte als meine, verzichte ich darauf nach näheren Informationen zu fragen. Ich find das schon.

5 Minuten später steh ich im Cockpit. Ein loser Drehknopf, na wenn das heute das größte Problem ist, will ich mich nicht beschweren.Ich will mich Kundenfreundlich geben und übe mich in lockerer Kommunikation.

„Ihr beide dürft nicht so grob mit dem Flieger sein, dann macht ihr auch nichts kaputt!“

Der Copilot widerspricht mir.

„Ich bin nicht grob..ich hab nur ' so' gemacht..“…

Mit dem Wörtchen 'so' hält er auch schon den nächsten Drehknopf in der Hand.

Der Copilot guckt den Knopf in seiner Hand an, als wollte er ihm Vorwürfe machen.

Der Pilot murmelt etwas von zurück auf die Schule schicken.

Ich kratz mich wortlos am Hinterkopf.

Das Problem ist behoben, mein Handy stöhnt und mit einem mal habe ich die volle Aufmerksamkeit der Beiden. Ich flüchte raus in den Wagen.Nächster Flieger ölen.Das geht ganz fix, auch so ein Triebzwerg will geschmiert sein.Also schnapp mir mir drei Dosen Öl, eine dreistufige Leiter und stell mich ans Engine.Das ist ganz wie beim Auto, man macht nen Decke auf und schüttet das Öl rein.Nichts wildes.Während ich so auf der Leiter stehe und Öl ins Triebwerk schütte ( das dauert) kommt erst ein Gepäckeinladetyp, dann noch einer und stehe andächtig davor um mir zu zu sehen.Ich ignoriere es eisern, um sieben Uhr Morgen kann man auch noch so tun, als würde man links und rechts von sich nichts bemerken. Doch die beiden lassen mir keine Chance.

„Was machst du da?“ fragt der eine, ich verbeisse mir einen bissigen Kommentar. Es gibt keinen Grund meine schlechte Laune an den beiden auszulassen, als erwider ich ohne sie anzusehen.

„Wonach siehst denn aus…?“

„Du füllst Öl, wie bei einem Auto?“ antwortet der Andere und ich bin wortlos über soviel einfältigkeit. Man Bedenke, dort stehen keine Kinder sondern ausgewachsene Männer, die entweder die Vermutung haben, dass sich ein Triebwerkt mit Luft schmiert oder die wirklich schlechterste Anmache ausgegraben haben die man sich vorstellen kann.

Ich halte mit meinem tun inne, sehe auf die nun Leere Öldose in meiner Hand, dann auf das Triebwerk, dann zu diesem Gepäcktypen.

Eine halbe Stunde später fiel mir der passende Kommentar auf seine Antwort ein, wie ein Freund von mir mal so schön sagte: „ Ich bemerke mit Erstaunen deine lästige Fähigkeit offensichtliches zu erkennen und auszusprechen“

Ich sagte leider nur ganz unkreativ. „ Der Kandidat hat hundert Punkte…“

Ich hab eine Freundin, die im Gleichen Job arbeitet nur im mechanischen Bereich, die kennt den Ölfülleffekt auch, sie für ihren Teil beantwortet die frage 'was machstn da' für gewöhnlich mit: „ ich backe Brot“…Das werde ich das nächstemal auch sagen.

Überfordert von meinem Ölerlebnis flüchte ich in den kleinen Pausenraum da auf dem Vorfeld, einige meiner Kollegen sind schon da.Ein Kollege sagt zum Anderen: „ Na du, hässliches Schwein?“„Was willst du Stinker?“„Zefix, jetzt mal halt mal Platz du Fettsack!“„Geh doch draussen heulen du Lusche!“

Ich bemerke mit überraschung dass sie heute relativ ruhig sind, muss an der Uhrzeit liegen.Ihre Gespräch sind so typisch Testosteronhaltig, dass ich mich manchmal frage, ob sie das mit Absicht machen um den Bild von einer Männerdominierten Arbeit zu erhalten.Das gute ist, das sie das Niveau des Gespräches mit meinem Eintreten nicht anheben, das bedeutet wohl ein wenig,dass sie mich soweit akzepteiren.Das Schlechte ist, dass sie das Niveau des Gespräches mit meinem Eintreten nicht anheben, das bedeutet wohl,das sie mich nicht als Frau wahrnehmen o^^oKurz nachdem ich den Raum betreten habe krieg ich mein Fett ab.

„Sag mal Ente, deine Hosen saßen aber auch schon mal weiter…“ Ich verzieh mein Gesicht und sehe den Kollegen strafend an.

„Es ist frühschicht, ich habe zu wenig geschlafen und bekommen obendrein bald meine Tage, an deiner Stelle würde ich mir Kommentare über meine Figur gut überlegen….“Da meldet sich gleich ein Andere Kollege, um den Ersten strafend zu korrigieren.

„Herrgott lass sie doch in Ruhe, sie ist nicht dick sie ist nur untergroß!“Ich werde sie alle erschlagen.Das Gelächter ist auf seiner Seite, ich schieb den Schwarzen Peter zu einem Anderen Kollege indem ich eine alte Geschichte in den Raum werfe, als dem beim Bücken die Hose platze, dass verschafft mir 5 Minuten Ruhe.Ich hol mir nen weitere Tee, setzt mich auf den Tisch und lehn mich bei einem der Kollegen an.Da dauerts auch nicht lange und es geht wieder los

„He, kriegst du keinen Ärger mit deiner Frau,wenn die erfährt, dass die Andrea sich so an dich ranwirft. Ich verdreh die Augen.

Der belehnte Kollege grinst.

„ Früher machte sie schon Ärger, aber seit ich ihr ein Foto von Andrea gezeigt habe gibt’s keine Probs mehr….“

Wieder Gelächter.

Ich hasse sie alle, zumindest zur Frühschicht.Einer Rülpst lautstark, alle Lachen und ich wundere mich tatsächlich, dass sich andere wundern, warum ICH so eine komische Frau bin.

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