Hvar 1345

"Helena?" Sagt er zu mir. "Helena, du musst das nicht tun, vielleicht…vielleicht finden wir einen anderen Weg."
Ich spüre seine Hand auf meiner Schulter. Schwer liegt sie dort. Eine kräftige grosse Hand. Ich fühle mich schwach, am liebsten würde ich weinen, aber es sind keine Tränen mehr über. Genug geweint. Genug gewartet. Langsam schüttel ich meinen Kopf.
"Nein Mathie, kein zurück mehr. Wenn ich nicht geh. Hier und Heute dann ist es vorbei mit dir, mit der Rebellion mit uns allen. Wir werden es halten wie besprochen."
Ich ergreife seine Hand und drücke sie. Wir richten unseren Blick auf die Insel die wir so sehr lieben dass ihr Verlust unseren Tod bedeutet. "Hvar………"Leise spreche ich ihren Namen als wäre es das letzte mal. Vielleicht ist es dass auch. "Geh Mathie, geh zurück Ich werde…" Mein Hals ist trocken."Ich werde zu IHM gehen…"
" Ich kann an deiner statt…" Fällt er mir ins Wort aber ich schüttel wiederum meine Kopf. Er liebt mich auch wenn er es nie gesagt hat – ich weiss es. Dennoch kann er nicht meinen Weg gehen. Er ist kein Toth. Es gibt kaum Männer die den Namen Toth tragen und wenn gibt es sie nicht lange, sie sterben früh.

Wir Frauen überleben. Ich bin Toth, ich heisse Toth und ich fürchte bald tot zu sein. So oder so. Es wird zeit. Ich drehe mich rum und sehe Mathias an.
"Ivanic mein Freund …" Irgendwie schaffe ich es ihn anzulächeln als würde ich nur einen kleinen Spaziergang machen wollen."ich…….." Die restlichen Worte bleiben mir im Halse stecken, es gibt nichts mehr zu sagen.
Er nickt nur, drückt meine Hände und steigt wortlos die kahlen Felsen hinab zurück in unser Dorf – ohne sich nocheinmal umzudrehen.
In einem letzten Moment der Schwäche gestatte ich mir die Augen zu schließen, den salzigen Geruch des Meeres tief in meine Lungen zu saugen. Ich sehe Hvar vor mir wie sie war bevor SIE kamen und alles, was gut war verdrehten. Meine Mutter erzählte mir wie friedlich und einfach das Leben war. Es waren die Erinnerunge ihrer Mutter und ich hörte ihr so oft zu bis es meine Erinnerungen wurden. Meine Hand verkrampft sich zu einer Faust. Tot den Venezianer! Ich hasse sie mit jeder Faser meines Körpers, sie machen mein Leben zu einem ewig andauernden Kampf.
Doch in der Vergangenheit liegt die Lösung für die Zukunft, meine und die Zukunft aller die verdammt sind hier mit mir zu leben.
Martha erzählte es Rosa, Rosa erzählte es Hefrana, Hefrana erzählte es Lucia und Lucia erzählte es mir und ich werde es meiner Tochter Alexa erzählen, wenn ich ES überlebe.

……….. Im Herzen der Berge auf Hvar gibt es ein Kloster, schon so alt das niemand den Namen mehr weiss. Unwirkliche Dinge gehen darin vor. Nachts kriecht das Grauen daraus hervor und findet seinen Weg ins Tal zu uns um sich zu nehmen was es zum Leben braucht. Jene die behaupten es gesehen zu haben sind verrückt geworden. ES ist so alt wie Hvar selbst und ES gehört dazu. Alles hat zwei Seiten. Hvar ist die schöne. ES ist die schreckliche. Dennoch sind sie untrennbar miteinander vereint. Wir kennen seinen Namen, auch wenn wir ihn nicht aussprechen. Von all jenen die dorthin gingen um ES zu suchen kam nur einer wieder. Hastor der seid jenem Tag den Namen Toth trägt. Was damals geschah wissen wir nicht. Mit seinem Blut und seinem Schweiss schuf Hastor dass Dorf in dem du heute lebst. ES hat ihm geholfen wie auch immer. Deswegen gibt es deine Heimat, deswegen gibt es uns Toth. ………….

Noch einmal hole ich tief Luft, dann mache ich mich auf den Weg in die Berge auf zu dem Kloster im Herzen der Berge von Hvar. "H – v – a – a – a – a – r…….." Wie ein leiser Ruf in meinem Inneren, meine Liebe, mein Leben.
Den seltsamen zerklüfteten Aufstieg bringe ich hinter mich. Meine Füße führen mich zielsicher immer weiter, als wüssten sie wohin ich gehen muss. Und tatsächlich als die Sonne den Horizont berührt habe ich eine Felsspalte erreicht, die sich zu einer Höhle weitet. Ich sehe eine kleine vergitterte Pforte und bin mir absolut sicher, dass dahinter das Kloster liegt. Ohne Frage.
Da steh ich nun, die Mauern drücken von links und rechts auf mein Gemüt und es ist kalt. Nicht die Temperatur sonder das 'sein' hier. Die untergehende Sonne zaubert eigenartige Schatten an die Felsen und taucht sie in ein unheiliges rot. Blutrot. Ein seichter Wind zieht an mir vorbei und für eine Sekunde habe ich das schreckliche Gefühl er flüstert meinen Namen. Toth Toth Toht. Toth ist tot. Mich schauderts und zum erstenmal zweifel ich ernsthaft an meinem Vorhaben. Wer bin ich denn? Weiss ich denn schon was mich erwartet? Eine Geschichte! Eine Legende! Und wenn es wahr ist warum sollte ES mir helfen? Was kann ich denn bieten, ich habe nichts ausser mein Leben und meine Tochter.
Dann denke ich an Mathias, die Leute im Dorf und an die Venezianer. Die Vene-ZI-aner…
WENN es etwas in dem Kloster gibt werde ich es finden
Ich werde es überzeugen mir zu helfen wie es einst Hastor half.
Egal zu welchem Preis.
Mit zitternde Händen öffne ich die Pforte. Viel zu leicht bewegt sich das alte Tor, es heisst mich willkommen Wie zum Hohn versinken die letzten wärmenden Sonnenstrahlen und ich bin allein.
Tritt ein, tritt ein, willkommen daheim.
In Stein geschlagene Treppen. Dunkel. Modrig. Mein Herz schlägt mir bis zum Hals. Feuchte Wände. Selbst als sich meine Augen an die Finsternis gewöhnt haben sehen ich nicht mal meine Hände. Bis wohin muss ich gehen? Wie weit bin ich schon gegangen?
Irgendwann, ich bin nicht in der Lage zu sagen wie viel Zeit vergangen ist, stehe ich in einem Raum und mir wird bewußt dass ich am Ziel bin.
Ich warte.
Schweigen.
Was tu ich hier? Ich geh zurück…Wir sammeln alle und werden Kämpfen. Wir besiegen die Venezianer auch so. Wir sind stark. Ich werde Mathias sagen dass ich mich geirrt habe. Hier ist nichts. Hier war noch nie etwas.
Ich warte.
Schweigen.
Hoffnungslosigkeit. Angst. Ich werde sterben. Alle werden sterben. Sie sind zu mächtig. Es gibt kein Entkommen. Es ist kalt.
Ich warte.
Schweigen.
Mein Kopf ist leer. Ich habe mir jede Frage gestellt. Jede Furcht gefürchtet. Alle Zweifel durchlebt. Meine Füße sind eingeschlafen. Meine Ohren taub von der stille. Mein Körper ohne Gefühl.Was ist schon Zeit?
Tausend Jahre sind ein Tag.
Gerade als ich mich frage ob ich nicht schon tot bin ändert sich etwas.
Und obwohl ich nichts sehen und nichts höre ist mir alles klar. ES war schon die ganze Zeit hier. Nicht ich habe gewartet. ES hat gewartet. Darauf mich zu treffen und nicht meine Ängste. Ich fühle wie es mich ansieht, es kann mich sehen so dunkel wie es ist. Und es sieht nicht nur mich, es sieht in mich hinein, kennt alles ohne dass ich mich erklären muss.
Er ist es.
"Schön sie wieder zu sehen" Ich höre seine Worte nicht, ich fühle sie in mir.
"Wiedersehen?" Wiederhole ich leise.
" Ja………sie kennt uns……oder doch nicht?"
Ich stutze, überlege, hadere aber sicher bin ich mir nicht. Weder das eine noch das Andere. Kenn ich ihn? Kennt er mich?
" Doch , doch.." Fast wirkt es auf mich es spräche mehr zu sich selbst als zu mir. " …sicher kennen wir uns."
Das Grauen. Der Tod. Der Schrecken von Hvar. Irgendwie kommt mir alles fürchterlich absurd vor, total verrückt. Nicht aus dieser meiner Welt.
" Und…wie fühlt sie sich?" Fragt es mich, einen Moment habe ich das Bedürfnis hysterisch zu kichern. Gleich wird es mir einen Platz an seinem Tisch anbieten und mir Essen und Trinken servieren.
" Ich…" Setzte ich zu reden an aber es unterbricht mich.
" Ja ja..ich weiss ich weiss…glaube ich..oder? Egal. Sie ist wegen den Giovannis hier oder?…Natürlich ist sie das, warum sonst sollte sie hier sein. Hätte ich wissen können. Welche Toth ist sie?" Ein Wasserfall in meinen Kopf, Nicht nur dass ich seine Worte höre ich fühl mich als hätte ich zuviel Wein getrunken. Aber nicht berauscht. Lächerlich. Ich träume wohl. Ich muss träumen.
"Helena " antworte ich dennoch folgsam. "….die Venezianer " füge ich hinzu und schweige von allein.
"Hm, ja…die Familie kann sehr anstrengend sein, dass stimmt. Ich kann mich noch erinnern. Damals, als ich Don…aber das interssiert sie eigentlich nicht…..nicht waaaahhhhhr?" Es zieht das 'wahr' so seltsam in die länge dass es lauernd wirkt, mich beunruhigt. Eine Gänsehaut zieht über meinen Körper . War da was an meinem Nacken? Wie nah ist es mir?
"Näher als sie glaubt he-Lena Toth"
Ich schlucke.
"Werdet ihr…….."
"Och, ich denke schon" antwortet es. Wieder bevor ich überhaupt gefragt habe was ich fragen wollte. "Die Frage ist viel mehr….. Wird sie den Preis bezahlen, will sie den Preis bezahlen? " Ein kehliges kurzes Lachen dass abrupt wieder aufhört. "….oder auch eiskalt He-Lena Toth…..oder sollte ich besser Tot sagen?"

Toth oder Toth? Meine Gedanken verknoten sich, Die Art und Weise wie es spricht bereitet mir Kopfschmerzen. Was ist der unterschied zwischen Toth?
"Nur eine Kleinigkeit, aber da hat sie recht es macht nicht viel Unterschied, denn sie ist beides"
Kalte Schauer. Auch ohne wirklich zu verstehen was es sagt, verstehen ich was es meint.
Aber der Tod kann nicht schlimmer sein als das Leben unter den Venezianer…oder den Djovani wie es sie nennt. Wenn das der Preis ist will ich ihn zahlen. Die Zeit der Angst ist vorbei für mich. Nie wieder Knechtschaft. Freiheit für mein Kind und das Volk.
Es summt eine Melodie, ein Kinderlied?
Was wird das? Was will es noch? Weiss es noch dass ich hier bin? Warum sagt es nichts mehr?
Es summt diese blöde kindische Melodie…immernoch.
Das macht mich ganz rasend, Mein Kopf , meine Gedanken. Raus!
"Zum zweiten Mal kommt sie nun schon zu mir …Toth!" Mehr sagt es nicht, dann summt es wieder weiter als hätte es garnicht gesprochen.
Und wieder weiss ich nicht wie lange es dauert. Bis ich hundert mal gefragt habe was es will. Erst als mir mit unerschütterlicher Gewissheit klar wird dass mein Tod nicht der ganze Preis ist. Es will jeden Toth. Für immer. Das Ausmaß dieser Erkenntnis kostet mich einen Teil meines Verstandes. Wie kann ich DAS entscheiden? Das Schicksal für alle die nach mir kommen besiegeln. Steht mir das zu? Hab ich das recht? Nun, ob ich es habe oder nicht…ich nehme mir das Recht. Wenn nicht ich wer dann? Und wenn ich es nicht tu, wird es dann überhaupt jemanden geben der mir vorwerfen könnte ich hätte nicht alles unternommen? Toth für den Rest von Hvar. Ja.
"Dumm wart ihr wahrlich noch nie…schön schön…freut mich dass wir uns einig werden konnten" Ein Geräusch dass sich wie ein breites Lächeln anhört. Kann man ein Lächeln hören?"……ich werde dir ein kleines Geheimnis verraten….."

Ihre Augen sind meine Augen….

…sind ihre Augen, sind meine Augen. Ich wende meinen Anblick von dem zerbrochenen Spiegel. Manche Dinge müssen einfach zerstört werden bevor man in das Innere blicken kann. Mein Magen rebelliert. Ist es Tag oder Nacht? Ich kann es nicht sagen. Auch nicht wie lange ich schon durch dieses vermaledeite Kloster irre. Was er mir angetan hat liegt im Dunklen. Aber seit es mich geküsst hat bin ich vergiftet.

Mich quälen tausend Gesichter, wie in einem Alptraum. Stimmen, die es nicht gibt, oder noch nicht gibt. Ich höre wie sie meinen Namen rufen:
"Helena-He-le-Na!" Ein lautes Echo in meinem Schädel, welches sich zu neuen Worten fügt. "He-Le-Na-Na-N-An-A-AnnA-Na-Hvar….." Ein weiteres Mal bleibe ich stehen und schlage meinen Kopf gegen die kühle Steinmauer. Die Vorstellung wie er daran zerbirst entlockt mir ein hysterisches Lachen. So viel darin. Es wäre dann frei. Ich wäre frei. Ich poche mit solchem Nachdruck gegen die Wand das meine Haut platzt und mein Schädelknochen sich ächzend zu Wort meldet. Jetzt fühle ich mich besser.Kein Tropfen Blut sickert aus der Wunde, aber das bemerke ich nicht. Denn schon wieder bewegen sich meine Beine und zwingen mich meinen Weg fort zu führen. Ich muss zu Mathie, ihm sagen was er tun muss. Was ich in Erfahrung gebracht habe. Muss ihn bitten Alexa zu sich zu nehmen. Weil…weil…ich MUSS ihn bitten Alexa aufzunehmen. Endlich entdecke ich die Tür die mich aus dem Kloster rausführen wird. Ich richte mich auf, sammle meine Kraft und gehe auf den Ausgang zu. Mit jedem Schritt der mich näher an das 'Draussen' führt, wird mir das 'Drinnen' bewusster. Die Gänge in denen ich planlos umher irrte entknoten sich mit jedem Fuss den ich vor den Anderen setzte weiter. Als ich schließlich die Hand an dem Knauf liegen habe gibt es in meinem Kopf eine Karte die exakter nicht sein könnte – mit jedem Gang, jeder Tür, jeder Halle die ich durchschritt oder sah. Ich schnaube verächlich über mich selbst, so einfach. Wie konnte ich mich da drin nur verlaufen?
Eine Sekunde bevor ich die Tür öffne suchen mich Worte heim,
………… meide das Licht, es tötet dich……….
dann gebe ich dem schweren Holz einen Schubs und es schwingt mit einem leisen Knarzen nach aussen. Es ist Dunkel, die Sonne ist erst vor kurzem untergegangen. Ich merke es daran dass die Erde noch warm ist, die Luft noch lebendig riecht und – ich fühle es in mir.
Auf dem Weg nach unten zurück zu meinem Leben begleiten mich Fragen.Viele Fragen. Und viele von diesen vielen Fragen kann ich nicht zu Ende denken weil sich mein Kopf wehrt sie in Worte zu fassen. Wie Wasser, dass man mit gespreitzen Händen schöpfen will
Noch bevor man es aus dem restlichen hervorgehoben hat rinnt es einem durch die Finger. Es dauert keine Stunde dann stehe ich wieder vor meinem Haus. Der Aufstieg hatte mich bald 8 Stunden gekostet. Nun ja, bergab geht es schneller. Das ist alles.
In meinem Haus brennt Licht. Ich stehe reglos vor der Tür. Irgendwas stimmt nicht. Das Gefühl dass ich sonst habe wenn ich nach Hause komme fehlt. Als hätte jemand in meiner Abwesendenheit alles was mich ausmacht aus meinem Heim gewaschen, es von mir gereinigt. Es schaudert mich, dann raffe ich mich auf und trete ein.
Mein Esstisch, meine Kochstelle, Stühle, ein Sekretär, Bilder, eine Kiste, die Tür zu meinem Schlafraum, alles so wie ich es verlassen habe. Im Kamin brennt noch Feuer – unwillkürlich weiche ich davor zurück. Alexa wird wohl Schlafen, vielleicht ist Mathie bei ihr. Ich nicke vor mich hin und sehe mich mit den Augen eines Fremden um. Es ist unverkennbar mein Zuhause und dennoch scheint mir alles verändert, als hätt ich es noch nie so wirklich wahrgenommen. Verändern sich Dinge wenn man sie besser (er)kennt?

…. Der Raum kreist um mich als wäre er die Erde und ich die Sonne. Ich sehe viele Menschen hier, Leute aus meinem Dorf. Sie gestikulieren wild, reden durcheinander. Ihre Blicke sind entschlossen und Mathie führt sie…dann ist es wieder vorbei und das Zimmer ist leer.
Ich vermute dass die Rebellen sich hier versammelt haben {versammeln werden} um ihr weiteres vorgehen zu beschließen. Lautlos näher ich mich dem hinteren Zimmer. Die Türe ist angelehnt und dahinter erhellt nur der Mondschein den Raum. Ich bleibe im Türrahmen stehen und vergrößere den schmalen Spalt um mich umsehen zu können.
Alexa liegt schlafend auf dem Strohbett, eingewickelt in ihre Felle. Davor sitzt Mathie an die Wand gelehnt und hält ihre Hand. Er schläft ebenfalls.
Im ersten Reflex will ich zu den Beiden laufen und sie in meine Arme schließen, an mich drücken und sie all die Liebe fühlen lassen die ich für sie empfinde. Im zweiten Reflex möchte ich immernoch zu den Beiden laufen und sie in meine Arme schließen….aber der Teil in mir, der diesen Drang auslöst lässt mich nicht nur stehen bleiben, sondern sogar zurückweichen. Nur mühsam kann ich den Schrei unterdrücken, der sich aus meinem Inneren hervor kämpft. Eine Ahnung schneidet sich in meinen Geist, wie eine kalte scharfe Klinge und macht mir mit aller Härte klar, dass ich sie besser nicht berühre – besser nie wieder berühre.. Ich bin vergiftet.
Ich liebe Alexa. Ihre wundervollen dunklen Locken ihr süßes Gesicht die klugen schwarzen Augen. Noch ist sie ein Kind aber es wird nicht mehr lange dauern und sie wird eine erwachsene Frau sein und wenn ich alles richtig mache wird sie in Freiheit leben. Zarte kleine Fingerchen. Ihre Haut mit der leichten Bräune vom vielen draussen spielen. Ich höre ihr Herz fast schlagen. Gleichmäßig, gesund. Mit jedem Schlag pumpt es das Leben durch ihren Körper und verleiht ihr diesen unheimlichen …wundervollen …anziehenden Anblick. Angewidert von mir selbst drehe ich mich rum. Mir wird wieder übel.
Ich kann mich nicht überwinden Mathie und Alexa zu wecken. So leise wie mögliche schließe ich die Türe hinter mir und gehe zum Sekretär. Es ist besser wenn ich ihm schreibe was ich zu sagen habe. Und wenn ich mich wieder besser fühle kehre ich hierher zurück.
………….du wirst wieder zu mir zurück kehren………..
Ich fuchtel mit meinen Händen durch die Luft um die unerwünschten Gedanken zu verscheuchen und mache mich daran Mathie einen Brief zu schreiben.

Mein lieber Freund,

Ich bin zurueck, verzeih mir, dass dir nur diesen Brief schreibe anstatt dich zu begrüßen und mit dir zu reden. Es ist, es gibt Dinge die mich davon abhalten. Vertrau mir – bitte.
Ich habe ihn gefunden. Es gibt ihn wirklich. Es ist viel geschehen aber ich kann noch bei weitem nicht alles in Worte fassen. Es war grauenhaft . Erschreckend. Er kannte mich, er ist ein Monster ein Untier, versprich mir dass du niemals dorthin gehen wirst, egal was auch noch geschehen mag. Und versprich mir dass du meine Tochter niemals dorthin gehen lassen wirst. Er wirde sie töten. Er würde dich töten.
Doch was wirklich wichtig ist. Er hat mir geholfen. Er hat mir verraten wie wir uns von dieser Plage befreien können. Wie wir die Krankheit die sich an unseren Wurzeln eingenistet hat und uns das Leben verseucht unschädlich machen.
Die Djovani werden bald eine Reise tun. Ein Handelsschiff wird in
Sveta Nedjelja anlegen und ihre Helfers Helfer werden es beladen sobald die Sonne untergegangen ist. Mit ihrem Hab und Gut und mit Kisten. Schmuggelt Ölfässer unter den Proviant. Dann wartet ab. Ein Teil am Land. Ein Teil mit kleinen schnellen Booten. Segler am besten. Ihr müsst ihnen Zeit lassen ihr Werk zu vollenden. Ihr müsst warten bis das Unkraut an Bord gegangen ist. Niemand darf euch bemerken. Wartet entgegen dem Wind. Wartet bis der Morgen graut. Kurz nachdem sie abgelegt haben schlagt ihr zu. Die Sonne MUSS aufgegangen sein. Kein Kampf Angesicht zu Angesicht, ihr hättet keine Chance. Es muss ein Hinterhalt sein. Sobald dass Schiff auf dem Wasser ist müsst ihr einen Brand legen. Vielleicht mit Pfeilen oder brennende Lappen. Ein schnelles Feuer dass sich schnell ausbreitet. Sie dürfen es nicht löschen können. Kümmert euch nicht um diejenigen die von Bord springen könnten. Lass euch nicht ablenken. Das Schiff muss brennen. DAS ist das Ziel. DAS ist die einzige Chance die wir haben. Sie rechnen nicht damit dass ihr kommt. Die Überraschung liegt auf unserer Seite. Wenn ihr es nicht schafft ist unser Leben verwirkt, denn sie kämen zurück und würden uns nicht knechten sonder auslöschen.
Das ist was er mir verraten hat.
Wenn du überlebst, versprich mir dass du dich Alexas annimmst. Ich … muss noch Dinge erledigen. Sag ihr dass ich sie liebe und auch du kannst dir meiner Liebe gewiss sein teurer Freund.
So will ich verbleiben. Suche mich nicht.
Vergesse mich, ich bin tot, vergiftet und es gibt nichts was mich retten könnte. Rette Hvar. Hvar ist alles was zählt.
Du wirst es befreien und ich werde dafür sorgen dass es frei bleibt.
Sage meiner Tochter.
Helena, deine Mutter, dein Fleisch und Blut wacht über dich und Hvar für alle Ewigkeiten.
In Liebe

Lena

Ich lasse den Federkiel sinken und lese meinen Brief nocheinmal durch. Das steht es. Ich bin tot. Kein Adrenalin. Kein erhöhter Herzschlag. Nur leise schleichende Panik. Meine zitternde Hand legt sich auf meinen Mund. Nicht wimmern. Nicht schreien. Nicht die Lieben wecken und sie zu mir locken. Jemand greift in meine Gedärme, drückt zu, dreht rum und versucht sie mir aus dem Körper zu ziehen. Mir ist so unendlich schlecht. Kein Boden unter meinen Füßen. Ein Meer von Wahrheiten, zerbrochenen Spiegeln und Fragen in dem ich langsam aber sicher untergehe und kein rettendes Ufer – hätt ich noch so viel Kraft über um zu schwimmen. Es hätte keinen Sinn.
Ich lasse die Schreibfeder einfach fallen, flüchte aus meinem Heim, das nicht mehr mein zu Hause ist. Nie wieder. Meine Füße tragen mich in die Berge zurück. Wohin. Wohin? Mein Körper schreit.Er will Leben. Das Gift in meinem Leib muss besänftig werden. Sonst werde ich verrückt. Oder bin ich dass schon? War ich nicht verrrückt zugelassen zu haben vergiftet zu werden? Habe ich dass zugelassen? Wollte ich es gar??? Während ich laufe drücke ich meine Hände gegen meine Ohren, meinen Schädel um den Irrsinn darin rauszupressen.
Irgendwann bleibe ich stehen. Nicht ein nicht aus Wissend. Mein Denken zwingt mich weiter zu Laufen. Mein Verlangen drängt mich zurück ins Dorf. Zum Leben.
"Du bist zurück Lena Toth?"werde ich angesprochen. Für einen Moment befürchte ich Mathie wäre mir gefolgt. Aber schon in der nächsten Sekunde rieche ich dass es nicht er ist.
"Ja Jorgo"antworte ich leise und drehe mich um.
Jorgo Ruiden. Ein Schäfer der am Fusse der Berge lebt. Kein Kämpfer. Ein einfacher Hirte. Ein lieber, leicht untersetzter Mann mit Frau und drei Kindern. Mir war garnicht bewusst seiner Hütte so nah zu sein. Ich hoffe, ich bin nicht mit Absicht hier her gelaufen.
"Wir dachten du wärst tot" Er täschelt den Hund an seiner Seite der mich leise anknurrt liebevoll.
"Natürlich bin ich tot" erwider ich mit einem Lächeln."Meine ganze Familie ist tot Jorgo, dass weisst du doch" Zwei Gesichtig, doppelzüngig. Die Wahrheit sprechen kann eine Lüge sein, wenn du nur die richtigen Worte wählst. Meine Zunge spricht was anderes als was mein Kopf denkt. Aber dass weiss Jorgo nicht und ich könnte heulen dass es so ist.
"Ja…" Sagt er. "Toth bist du. Konnstest du…." Seine Stimme bricht ein wenig."Konntest du etwas erreichen? Hast du etwas gesehen dass uns hilft? Jemanden?" Da steht er vor mir. Seine Augen spiegeln die Angst, unser aller Angst um Hvar wieder. Dafür liebe ich ihn. Umso mehr schmerzt mich das aufkeimende Verlangen in mir.
"Ja"antworte ich leise und strecke ihm meine Hand entgegen. " komm mit und ich werde dir davon erzählen. Es war schlimm. Deine Frau und deinen Kindern sollen nichts davon hören müssen. Lass uns zu den Klippen gehen." Meine Stimme ist leise und ich habe Angst sie versagt mir. Er nickt und gibt mir seine Hand. Im Vertrauen. Wir kennen uns schon so lange…
Von den Klippen kehre ich alleine wieder. Besänftigt. Beunruhigt. Ich ziehe mich zurück. Ich fühle mich unendlich mächtig. Hvar wird nie wieder leiden müssen.

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