Bestimmungsgemäß

Das ist es dann.
Alles Drogen. Ablenkungsmaßnahmen. Betäubung.
Alles scheint mir austauschbar. Unecht.
Um dieses Gefühl in mir los zu werden, müsste ich nur nach draußen gehen, Spazieren gehen. Eine Freundin anrufen. Mit jemanden darüber reden, selbst wenn ich den Eindruck habe, derjenige kann mich nicht wirklich verstehen wird es helfen. Reden hilft immer irgendwie – aber mein Problem löst es nicht. Es ist…als klebte ich einfach ein Pflaster auf die Wunde…und dann, dann tu ich so als wäre sie nicht mehr da. Das ist doch kein Lösungsansatz?
Ich beneide die Menschen um mich herum, die sich einer Religion hingeben können. Ja..natürlich könnte ich es auch tun. Buddhist werden, oder ein echter Katholik…ein Jude? Das ist schon das Drama, denn es macht für mich keinen Unterschied. Es ist alles gleich für mich. Austauschbarkeit. Kann eine Bestimmung echt sein, wenn sie austauschbar ist?
Meiner Meinung nach nicht. Zu wissen, wohin ich will mit meiner Existenz, etwas zu tun, dass mich tatsächlich erfüllt, dass kann doch nicht austauschbar sein?

Es gäbe genügend Dinge, die mich für den Augenblick besänftigen, ablenken….betäuben. Die Worte hatte ich schon..nein?
Genügend gibt es davon.
Jetzt da ich hier sitze und schreibe, darüber hadernd, was es denn für einen Sinn haben kann.
All die Menschen um mich herum, die ihren Problemen nachjagen….wie überlebe ich. Wie bekomme ich meinen Job. Wie schaffe ich diese Prüfung. Wie bekomme ich ihn oder sie zurück, wie werde ich ihn oder sie los, ohne ihm weh zu tun? Wie sehe ich mein Kind öfters, wie schaffe ich es diese Krankheit zu überleben?
So viele Menschen, so viele Probleme.
Ich habe auch Probleme und wenn ich welche habe und darüber Grübele, dann bin ich beschäftigt…abgelenkt..betäubt.
Aber offenbar bin ich gut darin meine Probleme in den Griff zu bekommen…und habe damit die Gelegenheit mich selbst als Problem wahrzunehmen. Falsch.
Weil ich gut darin bin meine Alltagsprobleme in den Griff zu bekommen, habe ich Zeit mir Probleme zu machen die ich nicht so einfach lösen kann.
Ist das nicht clever?

Die Gedanken martern mich regelmäßig….wozu das ganze. Das Leben hier. Ich fühle ich wie ein Licht, dass kurz leuchtet und dann wieder verglüht, ohne dass es weiter wichtig gewesen wäre, dass ich einmal glühte.
Natürlich…bla bla…entfache ich mit meinem Licht andere und pflanzt sich mein Feuer weiter und ich verlösche nicht ganz.
Gut in der Theorie…aber praktisch bleibe ich daran hängen, dass…ich austauschbar bin. Wenn es nicht mein Feuer ist, dass andere entflammt und sich weiter pflanzt, dann ist es eben das Feuer jemand anderes. Austauschbar.
Ich sollte ein Buch lesen.
Einen Film sehen.
Ein Spiel spielen.
 Freunde treffen.
Rad fahren.
Kochen.
Spazieren gehen.
Malen.
Schreiben.
Dinge tun..die mich…beschäftigen, ablenken………betäuben.
Nein.
Es fühlt sich nicht an wie betäubt sein, wenn ich solche Dinge tu. Meistens fühlt es sich gut an. Nur in Augenblicken wie diesen (Minuten, Stunden..manchmal tagen)…nur in Gefühlszuständen wie diesen…ist all das, was ich tun kann um mich in mir besser zu fühlen, nicht mehr, als eine Schmerztablette.
Indem ich mich beschäftige entziehe ich mich dem Problem keine Sinn, keine Bestimmung zu haben.
Damit komm ich doch nicht weiter.

Was ich mir wünschen würde ist ganz klar.
So einfach wie unrealistisch.
Ich wünsche mir das Gefühl von Klarheit…..
JA…ja, dass..DAS ist das was ich tun will…das erfüllt mich. Ein helles Licht, dass mir die Richtung weißt..
Ich weiß nicht, ob dass, was ich dann tu..sinnvoll sein  muss, es muss sich nur sinnvoll an fühlen.
Ist dass dann auch schon wieder Selbstbetrug?

Es gibt Dinge, die machen mich glücklich, wenn ich sie tu. Aber Erfüllung?
Tanzen…tanzen macht mich irgendwie glücklich. Erfüllt mich….aber kann ich immer nur tanzen? Und vor allem. Es gab mal eine Zeit, in der ich mich nur drehen musste und alles war in Ordnung..beim Tanz….heute…..heute ist es oft nur….etwas das ich erledige?
Keine Ahnung.

Mir fehlt etwas und ich kann es nicht fassen.

Mein Körper läuft rund,
mein Kopf nicht.

Wenn heute ein fremdes Wesen zu mir käme, mich an  der Hand nähme und sagte: Komm mit, du bist die Auserwählte…mit dir verändert sich alles, du hast die Macht das Schicksal unserer Welt zu drehen…“

Dann würde ich vermutlich vernünftiger Weise etwas sagen wie: Ähm..ich kann meine Mutter/Familie und meinen  Freund,meine Freunde nicht einfach so zurücklassen. Was ist mit meiner Verantwortlichkeit hier?“

Das ist jämmerlich.

Wie soll ich da raus kommen.

Aus meiner Gebundenheit an dieses System, an all dies. Meine Drogen, meine Ablenkungen, meinen Betäubungsmitteln…
Wie soll ich loslassen und finden, für was ich gut bin, wenn ich nicht wüsste, ob ich gehen könnte.
Das was mich so erbärmlich traurig sein lässt, ist die vage Ahnung, dass es keine Bestimmung gibt. Das es nur das gibt, was ich aus mir mache und das stellt sich für mich als Problem dar.

Ich dachte mal, ich wäre nicht fähig mich auf einen Menschen einzulassen, dass es so was wie eine innige vertrauensvolle, ehrliche Beziehung nicht gibt. Nicht wirklich. Im Prinzip hab ich mich getäuscht. Es gibt sie schon, es wird nur nicht geschenkt, du musst dich durch all die Probleme durch ackern, die schlechte Beziehungen auch haben, aber dass du es tust und wie du es tust, bindet dich entweder mehr…oder löst dich mehr von dem Menschen mit dem du gehen willst.
Echte, immer währende Liebe ist kein Zustand, den dir Gott, ein Alien oder eine Märchenwelt zuteil werden lässt. Es ist etwas, dass man selbst wählt und hegt und pflegt und erarbeitet.
All inside your head.
Kein Geschenk.
Ein Geschenk kann es sein, den Menschen zu finden, der da ähnlich motiviert ist und soweit mit sich im reinen, um sich mit dir einzulassen…. aber der eigentliche Teil ist wohl, etwas daraus zu machen.
Hab ich kapiert. Arbeite ich daran.
Aber das mit der Bestimmung fällt mir schwerer.
Es läge wohl der Schluss nahe…dass auch die eigene Bestimmung…jene Sache, die einem Erfüllt und glücklich macht….genau wie die lange Liebe..nicht einfach vom Himmel fällt und sagt: here i am…take me now!“
Sondern, dass…es..hm….etwas ist, dass ich tun will..erreichen will…etwas woran ich arbeiten muss, obwohl es keinen Spass macht manchmal. Das eine Bestimmung kein Geschenk ist, sondern….vielleicht eine Wahl.
Vielleicht eine Wahl.

Aber wie kann ich wählen, wenn mir alles gleich scheint.
Wenn es für mich keinen unterschied macht, ob es blass ist oder kräftig. Kein Unterschied, ob ich male oder schreibe.
Keine unterschied, ob ich lese oder laufe.
In dem Augenblick des Tuns macht es natürlich einen unterschied.
In dem Augenblick des Betrachtens nicht.

Ich fühle ich, als stünde ich vor einer Wand.
Als könnte ich …als wäre ich fähig, mein Ding da in Angriff zu nehmen und dennoch nicht fähig zu erkennen.
Wie blind im Blumengarten stehen und sich fragen ob es schön bunt ist hier.

Das schreiben hilft.
Ein wenig, als säße ich beim Psychologen.
Gedanken öffnen und drehen sich.
Da weiß ich immer noch nicht, was meine Bestimmung ist. Mein Sinn. Mein Grund. Meine Erfüllung.
Aber ich ahne, dass es kein Geschenk sein wird, nichts dass mir zufällig passiert, sondern etwas, dass ich mir erarbeiten muss.

Die Frage lautet: Wie.

Dieser Beitrag wurde unter Sinngemäß veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar