Topf ohne Deckel

Manchmal kann ich hier lustiges reinschreiben und manchmal hormonell nachdenkliches. Heute schreib ich etwas trauriges. Ich bin selten traurig, also so richtig traurig. Wenn ich nur irgendwie kann begegne ich allem, was mich vielleicht traurig machen könnte mit Wut oder Trotz, aber diesmal geht das nicht. In meinem Leben bin ich sehr zufrieden und mit jedem Jahr das ich älter werde wächst die Zufriedenheit, weil ich mir weniger Sorgen um unwichtigen Blödsinn mache. Ich krieg viel auf die Reihe, auch meine depressiven Phasen. Es gibt nur zwei  Dinge in meiner Vorstellung vor denen ich Angst habe. Sicherlich mehr die schlimm wären, aber nur zwei die mir Alpträume machen.
Die eine Sache ist,dass meine Mutter stirbt (und zu wissen, dass ich darum nicht drumrum komme raubt mir den Atem)
Die andere Sache ist, dass mein Deckel nicht mehr auf meinen Topf passt, ruht, whatever.
Und Bumbs, das Jahr ist noch keine zwei Tage alt.
Mein Psychologe wäre hingerissen, weil ich Gefühle unkontrolliert zulasse. Ich weiß nicht, ob ich in meinem Leben irgendwann schon mal so viel und stetig geheult habe. Mein Bauch sagt, dass es gut so ist…dass es normal ist zu heulen wie ein Schlosshund, sich taub zu fühlen als wäre der ganze Körper nebst Verstand eingeschlafen, um dann zu wissen…dass es natürlich besser werden wird und das ganze in 2 Wochen, 2 Monaten oder ein anderer Zeitraum X viel besser sein wird…Hoffnung schöpfend nur um dann wieder von vorne zu heulen. Ich denke dieser Kreislauf ist gesund und gehört zum verarbeiten, aber ich hasse es. Ich fühle mich unkontrolliert und schwach…beides sind Gefühle die ich nicht oft habe..es fühlt sich besser an stark zu sein und Kontrolle zu haben…wenigstens über sich selbst.
Mit dem Psychologenmann hab ich mich unter Anderem zusammen gesetzt um zu lernen, für mich schwierigen Situationen nicht mehr mit SVV zu begegnen, ich bin erwachsen und muss meiner Meinung nach lernen mit manchen Dingen auch so umzugehen. Das wiederum heisst, dass ich das schema, dass ich bisher erlernte um Liebeskummer zu begegnen nicht mehr anwenden kann. Früher weinte ich eine Nacht und dann wechselte ich für ein, zwei , drei Wochen in…hm…in einen Zustand in dem ich neben mir stehe? Der Vorteil neben sich zu stehen ist, dass ich nicht mehr fühle, was ich fühle…der Nachteil ist, dass ich von dort nicht zurückfinde ohne drastischen Blödsinn zu unternehmen.
Diesmal tu ich das nicht und es rächt sich darin, dass ich ungleich viel mehr Leid empfinde, als ich es kenne. Ich kann sehr gut verstehen, dass ich es in meinem bisherigen Leben vorgezogen haben, diesem Scheiss-Emotions-Wust aus dem Weg zu gehen – es ist nicht lustig. Ich kann auch verstehen, dass ich mich insgeheim in jeder Beziehung davor scheute wirklich meine Distanz aufzugeben.
So ne Trennung geht viel einfacher, wenn man schon 10 Schritt weg steht und nicht mitten aus dem Gefühl gerissen wird.
Mein Deckel ist ein guter Deckel und er hat die Suppe in meinem Topf lange warm gehalten, sie ist gut durchgezogen und schmeckt jetzt im Großen und Ganzen viel besser als vorher. Mit viel Liebe und Verständnis und Vertrauen und Zärtlichkeit hat er darauf geachtet, dass es bei mir nicht zieht und dass da keine Lücken sind, wodurch der Dampf abhauen lassen kann. Er ist nicht davon gehüpft wenn ich überkochte oder auch, wenn er nicht sicher sein konnte ob ich überhaupt noch koche oder nur noch dumm auf dem Herd steh, so dass es keinen Sinn macht noch die Suppe unter Verschluss zu halten.
Er hat mir immer das Gefühl gegeben, die Verbindung zwischen uns…passt eben wie es bei einem Topf mit seinem Decke sein sollte und trotz meiner Kompliziertheit hab ich es irgendwann geglaubt und an dieser einen Sache…besseren Wissens…keine Zweifel gibt. Dass es sicherlich viele Schwierigkeiten gibt, aber egal wie sehr es rumpelt ein Punkt stets unbestreitbar wäre, dass wir aufeinander passen.
Aber…das Leben ist kein Ponyhof, wie meine Arbeitskollegen so schön sagen. Alles verändert sich…sagt eine malkavianische Regel und alles haben Recht.
Warum auch immer..vielleicht aufgrund unterschiedliche Wärmeausdehnung? Da passt der Deckel nimmer auf den Kopf..bei mir ziehts und der Deckel wünscht sich einen Topf, wo er vernünftig draufpasst. Zurecht und ich kann niemand dafür verantwortlich machen. Ich kann niemanden anwüten, oder schlagen..oder Vorwürfe machen.
Für unterschiedliche Wärmeausdehnung kann ja auch keiner was?
Ich will auch gar keinen Deckel, der nicht passt…ich will nicht dass es zieht, lieber köchel ich auf offener Flamme ohne Deckel gemütlich dahin bis die Deckeproduktionsstätte wieder ein Produkt ausspuckt, dass mit seinen Produktionstoleranzen zufällig zu meinen passt.
Leider ist das eine Verstandesmäßige Betrachtungsweise und weil ich diesmal nicht neben mir stehe, hält die eben nur solange, bis die Suppe in meinem Kopf mir herzzereissend erklärt, dass trotz all dem Deckel sie das alles schrecklich unfair findet und dass ihr kalt ist und dann weinen wir ein wenig..oder auch ein wenig mehr..um danach wieder taub zu sein..und uns danach wieder gefasst zu fühlen um danach wieder zu weinen.
Solange bis dieser Käse einfach durch ist.
Ich bin traurig

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