Sonnenstrahlen

 Fronleichnam hm? Wieder  auferstanden von den Toten hm?
Wenn die alle wüssten…
Wenn die alle, wie sie heute rumbeten und dem Herrn im Himmel danken, dass der ach so eingeborene Sohn auferstanden ist von den Toten… Wenn sie wüssten, dass er bei weitem nicht der erste war. Ich sehe Werbebanner vor mir.
Lust auf Wiederauferstehung??? SIE können das auch!!!  Bewerben sie sich jetzt 0800CAMARILLIA … Und sie werden sehen, sie müssen nicht Sohn eines Gottes sein, um mit dem ewigen Leben geschlagen zu sein.
Ich könnt mich scheckig lachen.

Ich liege schmunzelnd in meinem Garten. Eine Zigarette, eine Dose Red Bull. Die Sonne brennt auf meiner Haut. Ich schließe die Augen und genieße es, mehr als ich es früher getan habe. Eigentlich hielt ich es immer so, tagsüber zu schlafen und nur Nachts aus dem Haus zu gehen. Aber wenn man seine Zeit mit Wesen verbringt, die das scheinbar selbstverständlichste auf der Welt meiden müssen, weil es ihnen den Tod brächte – dann beginnt man, dann beginne ich damit, meine Welt mit neuen Augen zu betrachten…

Meine Gedanken kreisen um Wolfenstein. Obwohl er so frei war, mir mitzuteilen, dass er mal wieder auf Reisen geht, hatte ich die heimliche Hoffnung, dass er vielleicht doch auf das Elysium letzten Samstag kommen würde. Natürlich war er nicht das. Und auch wenn ich es mir nur ungern eingestehe und schon gar niemand anderem, ich war enttäuscht. Zu dumm. Ich wollte ja nur ein wenig mit ihm reden. Es tut gut mit ihm zu reden. Mehr will ich ja nicht. Wirklich nicht. Aber ich hatte Hemmungen jemanden zu erzählen, dass ich ihn vermisse… (Ach vermissen wir ihn jetzt schon?). Sie hätten mir nur wieder die Ohren zugesülzt.
Seufzend drücke ich meine Zigarette im Aschenbecher aus. Ich sollte fair bleiben. Wenn man mittendrin steht verliert man leicht den Überblick, nicht dass ich das nicht wüsste.

“Sie ist ja so naiv… ” Höre ich Christophers Stimme. Blanker Hohn.
Aber Katinka, sie habe ich gefragt, was sie von Thomas hält.
“Der scheint mir ganz in Ordnung, oder? ” Hat sie gesagt. Wenigstens eine.

Das halbe Elysium habe ich damit verbracht mit ihr so einen Fragebogen auszufüllen. Die ganzen ach so schrecklichen Vampire, mit Bleistiften in der Hand, in Papierkram vertieft. Wie in der Schule. Zum Schreien komisch. Die anderen scheinen das mit großem Ernst zu betreiben. Katinka – nun, sagen wir sie betrachtet das ganze mit einer sehr eigenen Art der Ernsthaftigkeit. Welchen Rang sie unter den Kainiten einnimmt? Pechmarie – schreibt sie, kurz und schmerzlos. So geht das den halben Fragebogen lang. Wir hatten Spaß muss ich sagen.
Mitten drin unterbricht uns die, oder eigentlich, der Harpyer. Gibt es männliche Harpyen? Und wie schreibt man das? Auf jeden Fall donnert der uns, Severius Drake ( Ja Servus Drake) heißt er, eine ganz schöne Ansprache hin. Von wegen, Traditionen, Ehrerbietung und so weiter… Sind wir auf einem Knigge Seminar? Trotz all der schalkhaften Dinge die mir durch den Kopf eilen, erkenne ich, dass das was er uns zu sagen versucht bei anderen Domänen gang und gebe ist. Man nehme die Innsbrucker. Da wird kräftig das Knie gebeugt, wenn Prinzen oder Ahnen oder so was um den Dreh, den Raum betritt. Ich frage mich nur, ob ich mich präventiv vor jedem in den Staub werfen soll, weil ich keinen blassen Schimmer habe, wer nun wichtig ist und wer nicht. Aber im Zweifelsfall häng ich mich einfach an Katinka.
Die Rede dauert so ein Weilchen, ich denke es ist wohl wichtig und es kostet ja nicht die Welt, seiner Ehrerbietung mit ein paar Turnübungen Ausdruck zu verleihen. Man demonstriert wie man sich verschieden Vorgänge vorstellt.
Malekin, wie spricht man den Prinzen an?
Und da geht er hin, buhlt sich etwas zwischen den Zähnen hervor –  gerade dass er sich nicht demonstrativ am Hintern kratzt –  und murmelt in einem etwas besserem Stefan und Erkan Dialekt.
    “ Jo, Prinz…”
Die Menge entsetzte, der Harpyer entgeistert, die Malkis….johlend.
    “….das wäre München noch vor einem Jahr gewesen..” Vollendet Malekin seinen Satz und besänftigt damit die Gemüter wieder. Um der Tradition genüge zu tun, führt er uns noch vor, wie es denn richtig geht. Aber ich, ganz heimlich für mich, fand Variante No.:1…blumiger.
Als der Knigge Referendar mit seiner Ansprache fertig ist, stürzt sich Katinka wieder auf ihren Fragebogen. Scheinbar ist ihr etwas zum Thema ‘Was würden sie an Elysien ändern ?’ eingefallen.
Der Prinz nimmt sich noch Zeit. Er ehrt einige der Kainiten für ihren Einsatz im Kampf gegen die Sethiten…Schlangendinger. Von den gefallenen Namen sagt mir nur Sam was. Und Lasall. Lasall herzlos? DAS wussten wir schon vorher und ich sehe in dem ein oder anderem Blick, dass sie sich ähnliches denken wie ich. UND…
Der Prinz stellt in der Öffentlichkeit fest, dass Anna Toth unantastbar ist.
    “Und um das noch ein für allemal klar zu stellen, Wen jemand der Anwesenden etwas gegen Frau Toths Aufenthalt in der Domäne zu sagen hat, dann möge er jetzt sprechen, oder für immer schweigen!”
Mir bleibt glatt sie Luft weg. Mit klopfendem Herzen hebe ich meine Kopf und blicke zu Schlayer. Ich sehe ihn schon aufspringen und anklagend auf mich zeigen. Doch seine Mimik ist wie immer undeutbar. Und er schweigt!

Noch eine Stunde zuvor, steht er wie ein Racheengel hinter mir, greift ohne zu fragen nach meinem Handgelenk und hält es fest. Ich erspar mir die Schmach und versuche nicht mich loszureißen. Ich blicke nur zur Seite, um ihn nicht sehen zu lassen, dass es mich ärgert wenn er so mit mir umspringt.
    “Also noch immer! ” Ist alles was er sagt.
    “Wie? Du musst meinen Puls fühlen um zu merken, dass ich noch lebe? ”  Sag ich schnippisch, na ja, ich denke es zumindest, aber dafür sehr schnippisch.
Schon ist Josepha da und drängt sich schützend zwischen mich und den Oberst. (Schlagoberst), weist ihn ein weiteres Mal darauf hin, dass es in Übereinkunft mit dem Prinzen so abgesprochen ist, dass ich lebe. Und Schlayer erwidert nur irgendetwas in der Richtung, alles andere wäre auch inakzeptabel oder so. Dann lässt er mein Handgelenkt wieder los, als wäre es etwas nutzloses überflüssiges, dass er nicht länger als notwendiger Weise berühren will.
Pfffffffff..

Ich räkle mich in der heißen Nachmittags Sonne und entzünde eine weitere Zigarette. Wenn ich nur könnte wie ich wollte! Den beißenden Rauch in der Lunge genießend, gönne ich mir den Spaß und male mir aus, wie es wohl wäre den Schlayer… Heinrich (kicher)… Dann und wann aus der Fassung zu bringe. Nach dem Motto wenn ich mal groß und stark bin werde ich… Ich grinsel schalkhaft vor mich hin. Für ein paar Momente lass ich mal außer acht, dass man einen Brujah wohl nicht piesacken sollte. Ungesund sagt man. Es macht mir diebische Freude, wenigstens in Gedanken, den Besen den er verschluckt haben muss, verschwinden zu lassen. Doch meine Überlegungen finde ein jähes Ende, als ich versuche mir ein Lächeln in Heinrich Schlayers Gesicht vorzustellen. Da heißt es immer, bei Frauen und Technik würden zwei Welten auf einander prallen. Ha. Die haben ja keine Ahnung.
Ob schon mal jemand gewagt hat ihn Heini zu rufen? Ich spucke fast meinen Red Bull wieder aus bei dem Gedanken. Nein, an dummen Ideen würde es mir nicht fehlen.
Und dank dem Prinzen, darf ich ihm jetzt zumindest freundlichst ins Gesicht grinsen, wenn er sich darüber mokiert, dass ich lebe. Wenn ich mich denn trau.

Meine Gedanken kehren zu dem Elysium zurück.
Das Elysium ging schon gegen Ende…
Ich sitze mit Katinka am Malkavianer Tisch. Meine Blicke folgen Nicolas Time. Was für ein kaltschnäuziger …. Was weis ich, aber sehr ekelig auf jeden Fall. Also Time geht durch den Saal, da lässt der Ghul, der uns schon den ganzen Abend höflichst bedient, alles Fallen , zaubert ein Maschinen Gewehr hervor und nieten den Kerle einfach um.
    “Tod dem Verräter!” Ruft er noch. Obwohl der Lärm ohrenbetäubend ist kann ich nicht mehr tun, als mit großen Augen aufzuspringen und das Szenario ungläubig anzustarren. Katinka ist es, die mich  zu Boden wirft. Sie denkt mit.
Danach ist der Tumult groß. Der Ghul wird gesichert. Time lebt und ich drücke mich an die Wand, nicht dass er auf die Idee kommt, seinen Blutverlust mit ein wenig Blut ala Toth auszugleichen.

Wie in einem Ameisen Haufen wuselt alles durcheinander… Tausend fragen. Der Ghul wird rausgebracht. Katinka nimmt mich an der Hand und wir folgen. Will ich sehen was da gleich geschieht? Ich klebe an der Glasscheibe und blicke nach draußen. Werden sie diesen Menschen jetzt einfach töten?
Ich bin verwirrt?
Wer zum Teufel versucht den eine Kainit mit einem Gewehr zu töten? Soviel hab doch sogar ich schon kapiert. Meine Ohren dröhnen noch immer.
Ich sehe wie Nicolas vor dem Ghul steht. Nicolas – Ghul… Mir schwirren Gedankenfetzen von Gesprächen durch den Kopf und dass ganze mausert sich zu einer ungeheuerlichen Theorie. Fletchers Visionen sind ein Dreck dagegen. Ich habe meine Zweifel daran dass der Ghul lange genug leben wird um einer ordentlichen Befragung beizuwohnen. Ich würde… Sozusagen darauf Wetten.

Ich dränge Katinka meine Gedankengänge auf und nein wir spielen nicht schwarzer Peter.
Only Time can tell….. Sagt sie so passend. Aber ich spüre, dass sie meine Bedenken nachvoll ziehen kann.
Andererseits wird es innerhalb kürzester Zeit tausend Verschwörungstheorien geben…
Mal sehen.

Wenn Thomasso hier wäre…

Und da war noch das Gespräch mit dem unausprechlichem, auch etwas, über dass ich in Ruhe nachdenken sollte…

Ich lasse die mittlerweile verrauchte Zigarette in den Aschenbecher fallen.
Wann Wolfenstein wohl wieder zurück kommt?
Ob er an mich denkt?
Und warum interessiert mich das eigentlich….

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