Zahlenschiebespiel

26.10.2002
 
Nur Malekin frisst seine Kinder.
Nur ein Malekin in jeder Generation.
Nur Malekin frisst seine Kinder.
Nur ein…ein Malekin nur… In jeder Generation.
Nur Malekin frisst…..
EsgibtkeineRegelnEsgibtkeineRegelnEsgibtkeineRegelnEsgibtkeineRegeln….
….für Malekin?

Die Straße ist lang. Mächtig lang. Ich geh sie schon eine ganze Weile. Verfolge die Hausnummern. 434. 422. 485. Ich bin mir sicher, derjenige, der hier die Hausnummern Täfelchen verteilt hat, war Stockbesoffen. Ein Wahn. Kein Sinn. Echt! Da und dort kommen mir Menschen entgegen. Samstag Abends kann man das ja auch erwarten. Sie weichen mir unwillkürlich aus, obwohl ich mich gar nicht bemüht habe möglichst zielstrebig zu gehen. Komisch. Ich drehe mich um und gucke ihnen nach.  Hat's hier nenn Verfolger? Georg? Verdunkelt? So langsam kenn' ich mich da schon aus. Nachdenklich bleibe ich stehen. Lasse meinen Augen die Gelegenheit sich ziellos umzusehen.
Das Haus NO. 75 lächelt mich einladend an. 75? Wir waren doch noch eben im dreistelligen Bereich. Ging aber fix jetzt.
Ziemlich runtergekommen der Bau. Mich kribbelts am Drachen. Es ist schon seit, zwei  drei Tagen…anders. Als würde man unter der Wasseroberfläche, da und dort etwas huschen sehen, was man eigentlich gar nicht sehen will. Darum bin ich spazieren gegangen. Darum steh ich jetzt hier. Katinka!
Es ist dunkel, aber die Türe steht offen. Tritt ein, tritt ein…bring Leid herein….

Was ich auch tu und lass und bin, es zieht mich näher zu ihr hin. Ach Schwesterchen, komm tanz mit mir…..
Irgendein Raum, der hält, was das Äußere des Hauses verspricht.
Ich höre auf, das Hinter der Scheibe zu fixieren und sehe, neben meinem Gesicht, ein anderes im Fenster. Katinka. Ihre Wange trägt noch die Narben. Sie ist so blass, so zierlich und ihre Augen so tief und traurig, dass sie wohl das Leid der Welt auf ihren Schultern tragen muss.
(“Na so allein? “ sagt sie. “Was wichtiges zu tun?”)
Und sie blickt raus auf die Lichter in der Nacht, um zu sehen nach was ich  Ausblick halte. Aber ich sah nicht wirklich nach draußen. Ich sehe nur sie. Damals ist Heute, nur anders.
Auch sie denkt daran. Wie leicht es manchmal ist, zu sehen was jemand denkt. In der Scheibe sehen wir..Malekin..wie er um Josepha (?) wandelt. Georg! Die Torri, die so viel lieber verrückt wär'? Und noch mehr? Oder?
“Zu viele!”flüstert Katinka und ich weiß was sie meint. Wenn ich ein Schrittchen weiter nach Links gehe, verschwinde ich völlig in ihrem Spiegelbild….in ihr. So vieles gäbe es zu erzählen. Ich möchte teilen. Mich mitteilen. Wem soll ich's denn erzählen? Georg, wär' da…aber es gibt Sachen, die will ich ihm gar nicht auf die Nase binden. Die sind nur für mich und – sie…vor der ich keine Geheimnisse habe. Sacht, als könnte sie daran kaputt gehen, schmiege ich mein Gesicht an ihre Schulter. Es tut so gut… Es tut so gut sie zu riechen und fühlen und – sie macht mich glücklich. Ehrlich.
Es fröstelt mich. Katinka dreht sich, recht ruckartig um und der Spiegel zeigt mir, dass sie nicht die Einzige ist.
Eine Gestalt in Robe….mit Kapuze! Er lässt die Temperatur hier so drastisch absinken. Oder bild’ ich mir das ein? Nicht dass er mich nicht gruseln würde, aber…..
Wer zum Teufel ist das?
Katinkas Gesicht wirkt fast so entsetzt, wie noch vor gut 3 Wochen, als die Engelsstreiter die Tür aufstießen. DAS beunruhigt mich.
Malkin wirft sich geradezu in den Dreck. Robbt am Boden, wimmernd, um Aufmerksamkeit heischend. Erbärmlich. Es ist mir beinah peinlich hin zu sehen.
Was soll das denn jetzt Alles?
“Faselius…. Malekins Sire!” Haucht sie und zieht mich zu Boden. Den Traditionen Genüge tun? Den Älteren ehren? Ganz ehrlich? Es fühlt sich für mich eher an, als wollte sie alles…aber ja nicht das Augenmerk dieses Mannes auf sich ziehen.
Schützend liegen ihre Arme um mich…oder meine um sie? Aber im Gegensatz zu Katinka hebe ich ab und an meinen Blick und betrachte, was da vor sich geht. Irgendwie wirkt das ganze wie ein Theaterstück auf mich. Eines dieser neo-stylistischen bizarr Theaterstücke.
Malekin liest ein Schriftstück und sein Sire fragt ihn, ob es war wäre was darauf stünde.
Malekin weiß es nicht.
Ob es wahr sei???
Malekin weiß es nicht.
Und Faselius lässt seinen Nachkommen spüren was er davon hält. Wie schwach. Wie nutzlos.
Er misshandelt Malekin mit einer derartigen Selbstverständlichkeit, dass mir glatt die Galle hochkommt. Man sieht die Macht der Gewohnheit darin liegen
Dann spricht er mit ruhiger Stimme (die in meinem Kopf irgendwie die Spur von.. Auf Tellern kratzenden Gabeln hinterlässt. Schauderhaft!) mit anderen Anwesenden. So ganz kann ich nicht folgen, denn mir wird etwas bewusst.
Faselius Malekin – Vater von Malekin, der Vater von Katinka Malekin ist….. und dieser Satz.
Nur ein Ma-Ma-Malekin in jeder Generation.
Dieser Begriff, sich über etwas siedend heiß bewusst werden, kommt nicht von ungefähr.
Es wurde ein Fehler gemacht und der muss korrigiert werden.
Wo nur einer sein darf, sind zwei einer zu viel.
Und als hätte dieses Wesen meine Gedanken gelesen, richtet es seine Aufmerksamkeit auf Malekin.
Spricht von seinen Fehlern.
(Ein Wurm..wie ein Wurm liegt er zu Füßen seines Vaters)
Enttäuscht ist er.
(Winde dich Wurm! Schmerz ist ein feiner Lehrmeister)
Dieses Bild, von Malekin, mit den Elektroden im Schädel. Davon spricht sein Sire und auch Katinka wimmert. Sie greift nicht ein, um zu schützen was ihr lieb ist. Wie viel Angst muss sie haben? Obwohl ich eigentlich kapiert habe um was es geht, dreht sich mein Kopf. Bin überfordert. Tanzt einfach an und…tut weh. Tut jenen weh, die mir lieb sind. Unwille in mir. Angst. Spricht von dem Fehler. Katinka. Ein Fehler?? Ich höre noch wie sie diese Worte voller ehrlicher Entrüstung kreischt. Aber er korrigiert diesen Fehler. Oder?
Lass sie mich sehen.
Malekin kann sich erheben und sein Sire wendet sich mir zu.
Was will er von mir?????? (Was fragst du?) Ich geh da nicht hin!!
“Komm zu mir Anna!” Kratzt die Gabel in meinem Kopf. Und obwohl Katinka mich, wie es mir scheint, zurück zu halten versucht, trete ich vor sein Antlitz. Mein Kopf gesenkt. Ich weiß wohl, dass es nicht mein Wille ist hier vor ihm zu stehen, aber ich habe seinem Wunsch nichts entgegen zu setzen. Ihm in die Augen sehen wage ich nicht, doch meinen Kopf hebe ich stolz von selbst, als er Anstalten macht mich dazu zu nötigen. Bla bla… Ich will mir keine Blöße geben, aber das Zittern beginnt wieder. So lange war ich ruhig…bald über eine Woche. Aber nun bebe ich wieder. Anders wie bei Malfeis, der mir mit seinen Wahrheiten Angst macht, entsetzt mich Faselius mit der blanken Grausamkeit in sich. Und bei…hm…meiner recht eigentümlichen Art, gewalttätige Dinge zu betrachten…ist dieser Umstand beachtlich.
Ob ich es Wert bin?
Ob er sich meiner an nimmt?
Mich 50 Jahre in den Keller sperren, eine kahle enge Zelle. Kalter Beton. Lehren…mich Lehren. Elektroden auch für mich? Sein Lächeln ekelt mich an. Ich weiß, dass ist sein Ernst, aber mein Verstand gestattet mir nicht mir das ernsthaft vorzustellen. Wie gnädig.
Fehler. Fehler. Doppel Fehler. Der Quäler quält, von Fehlern erzählt.
Katinka soll mich töten, um zu beweisen, dass sie kein Fehler ist. Und Malekin soll sie dazu zwingen, um zu beweisen, dass er keinen Fehler gemacht hat.
Wahrheit braucht keine Beweise!!!!
Man will mich wegziehen. Aber ich muss bleiben.
Dieses Schauspiel ist krank. Faselius redet auf Malekin ein… Malekin sträubt und windet sich….und Katinka schüttelt nur immerzu ihren entstellten Kopf. Dennoch bin ich noch ruhig. Irgendwie. Obwohl mein Körper zittert. Wenn Katinka mich tötet, dann…dann ist es wenigstens vorbei. Wenn ich sterbe, dann durch sie…dann ist es gut.
Aber erstens kommt es anders und zweitens als man denkt.
Katinka widersetzt sich.
Ich lebe.
Malekin hat versagt.
Wie niederschmetternd für Faselius…sieht seine Kinder nicht gern flügge.
Ich bin schon froh es überstanden zu haben, da tut der Ältere, was ich nicht ertragen kann.
(Nur einer in jeder Generation.)
Katinka in seinem Arm.
(Nur Malekin frisst seine Kinder)
Da tickt es aus bei mir.
Nur einer in jeder Generation.
Als hätte jemand den Vorhang der Nicht-Betroffenheit fallen gelassen. Ich sehe klar was hier geschieht.
Nur Malekin frisst seiner Kinder!
Er schlägt seine Fänge in ihren Hals.
Nur Malekin frisst seine Kinder, weiß der Teufel wer das sagt….flüstert..aber….aber..

“ ICH KANN ES NICHT MEHR HÖREN!!!!!!!”

Er trinkt von ihr und sie wird sterben.
Nicht voller Liebe, wie Malekin sie tötete…voller Abscheu… als wäre sie das, Blut dass er ihr entzieht nicht wert.
Feuerrot und Leichenblass! Ich hass’! Es brennt in mir , auf meinen Wangen. Dazwischen. Ihr helfen. Doch Georg stellt sich in den Weg.
Was??????
Hinter ihm geht meine Welt unter und er sagt….
“ Nein Anna. Du musst gehen Anna. Nein Anna.!”
Bin ich ein verdammter Hund? Kann er nicht sehen? Kann er nicht verstehen? Sie stirbt.
Geh mir aus dem Weg!!!!! Zum zweiten Mal geschieht es, dass ich einen Vampir anschreie. Ihn anherrsche. Meinen Willen durchsetzten will. Doch Georg lässt sich nicht beirren.
Verflucht Verdammt..ins Herz gerammt.
Ich sehe kaum was geschieht, denn Georg nimmt mir die Sicht. Drängt mich zurück.
Malekin lässt sein Child nicht sterben. Greift ein…greift an.
Nur Malekin frisst seine Kinder???
(Jener, der einst geschaffen ward von deinem Blute, lehnt sich nun auf.)
Faselius in Torpor. Katinka? Hat sie? Schneewittchen pflockt die böse Königin.
Ich hab noch nicht verstanden was geschieht. Mein Puls jagt noch immer. Sie reden. Katinka. Ich will zu Katinka. Wir sind In Faselius? Wenn er stirbt kommen wir Nimmermehr raus?
Aber es bleibt keine Zeit zum beraten, denn Gregor. (Wo kommt er denn her?) Stürmt vor. Reißt den Pflock an sich. Findet der Malekins Sire so toll? Sieht er nicht, dass er nicht überleben wird? Clan der Gelehrten???
Wirr. Warr.
(Brüderlein komm tanz mit mir)
…..Faselius…der sein Kind frisst.
(..beide Hände reich ich dir…)
Katinka, die sich..schwach wie sie ist…reindrängt.
(..einmal hin…)
…Faselius in Katinka…
(..einmal her…)
Malekin in Faselius..
(..rundherum…)
….und wieder der Pflock..
(..das ist nicht schwer..)
.. Da liegt er am Boden… Katinka halb Tod…Malekin…über seinem Erschaffer…der mit einem ..lächerlich leisen “Plopp”… Zu Asche zerfällt.
Vampire sterben.
Frankenstein stand seinem Monster gegenüber und musste erkenne, dass er gute Arbeit geleistet hatte.
(Jener, der einst geschaffen ward von deinem Blute, kam und nahm, was du einst genommen.
Dein Blut, für sein Blut
Deinen Schmerz, für seinen Schmerz.
Deinen Tod, für seinen Tod.)
Meine Knie sind so weich. Mein Kopf dreht sich. Mir ist schlecht.
(Asche zu Asche)
Katinka? Dort drüben..nicht weit von den…Resten…ich will zu ihr.
(Staub zu Staub)
Sie kommt mir entgegen. Hunger in ihrem Blick. Gierig greift sie nach mir. Zieht mich zu sich…und stößt mich gleichzeitig von sich. Will sie mich? Will sie mich nicht?
Trink mich! Koste!! Ich schenk dir Leben. Alles nehmen. Alles geben.
“Bring sie weg!” Mit wem spricht sie? Wer zerrt an mir?
Warum will sie mich nicht????
Malekin erhebt sich, wie ein Phönix aus der Asche. Irgendwo in meinem Hinterkopf schreit es.. Dia-bla-bla-rie. Und Malfeis Worte springen durch das Bild. Die Buchstaben drehen sich um sich selbst… Thomassos Gesicht, seine blutigen Lippen… Vincence.. Vincence. Ich muss Malekin, der seinen Erschaffer in sich trägt, anstarren. Wer übernimmt wen, wenn man ihn in sich aufnimmt? Mein Blick ist wie festgenagelt. Meine Hand hält stur Katinkas. Quält sie sich? Will sie doch von mir und meine Nähe macht es noch schlimmer?
Faselius ist nicht Tod.
Er steht dort in Malekin und verkündet, dass…..JETZT….die beste und einzige Gelegenheit wäre, das Geschehen zu verlassen.
Georg schafft mich fort. Er versteht nicht, was mir Katinka bedeutet. Er glaubt, sie wollen mir nur böses. Er sorgt sich um mich und ich glaube es ihm. Aber wie soll man einem Blinden Farben erklären, wenn er sie noch nie gesehen hat?
Weiß (Wie Schnee)
Rot. (Wie Blut)
Schwarz (Wie Ebenholz)
Wie kann er je verstehen was sie für mich ist, wenn er sie noch nie so gesehen hat wie ich?
Ich hasse ihn dafür, dass er mich von ihr trennt. Jetzt, da ich ihr vielleicht helfen könnte. Ihr mein Leben schenken. Daran, dass ich vielleicht nie wieder gehe, wenn ich jetzt nicht gehe..daran denke ich nicht.
Die Ordnung ist wieder hergestellt.
Nur einer in jeder Generation….
……und eine ist frei.
 

Dieser Beitrag wurde unter Die Tagebücher der Anna T. veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar