Rotes Zimmer

09.03.2003
 
Rotes Licht.
Rotes Zimmer.
Rote Sessel.
Tote Leiber.
Mein roter Traum.
Ich liege auf dem Rücken, meine Hände auf meinem Bauch ruhend.
Am Kopfende des Raumes ein schwarzer Spiegel.
Am Fussende ein weisser.
Sie spiegeln den Raum und die Sessel in sich selbst und verlieren sich in der Unendlichkeit – aber sie lügen, die Spiegel, denn mich sehe ich nicht. Auch nicht Malekin die mir gegenübersitzt…und auch nicht Malekin…der mir gegenüber liegt.
Sein Kopf ruht auf ihrem Schoss…langestreckt über die Sessel hinweg…wie ein erschöpftes Kind…wie liebende und ich muss lächeln. Ich selbst bin Malekins Spiegelbild, und mein Haupt liegt auf dem Schoss Malekins Spiegelbild. Thomasso.
Es ist warm. Ruhig. Dieser Raum…er ist lebendig…sich bewegend…?
Bebend sich drehend, in mein Denken einwebend in mein Fühlen geschlichen, aus meinem Büchern entwichen….
Ich blintzle und wende meinen Kopf nach links…ebenso wie Malekin der mich jetzt ansieht.
“Darf ich sie lehren?”höre ich Thomassos Stimme…seltsam fern, obwohl er mir ganz nah ist.
Malekin lächelt und ihre Hand zeichnet zärtlich Malekins Profil nach.
“Was willst du sie lehren?”
“Tod!”
Malekins Lippen sprechen Wortlos.
Amaranth
Seine Augen glitzern und schwärzer als der schwarze Spiegel. Augen sind die Spiegel der Seele nein?
Wieviele Seelen spiegeln seine Augen?
Wieviele Seelen spiegeln ihre Augen?
Amaranth. Diablarie.
Im weissen Spiegel, sehe ich das Bild im schwarzen Spiegel.
Nicolas Time öffnet seinen Hülle und daraus fließt unser aller Odem. Seine Helle Haut hinab. Trink mich, schreit er und jener der ihn noch eben töten wollte, kniet um sich an ihm zu laben. Um sich von ihm zu nähren…um ihn zu fressen…seine Seele aus dessen Leibe zu reissen um sie in sich zu verewigen.
Wie gut er riecht.
Wie verlockend.
Ein böses leckeres Buch.
Wie schlecht muss man sein um es zu lesen?
Und Malekin lächelt.
Und Malekin lächelt.

“Es wird Zeit um dir etwas zu sagen Malekin…” Sagt Malekin..sich unter ihrer Berührung räkelnd ohne die Augen von mir zu nehmen.
Seine Worte hinterlassen einen seltsamen Geschmack auf meiner Zunge und ich blicke hilfesuchend zu meiner Mutter.
“ Du musst erfahren wer wir wirklich sind…was wir WIRKLICH sind!” Vollendet sie seinen Satz.
Nur Malekin frisst seine Kinder.
Aber
Malekin frisst nicht nur seine Kinder. Nein?
Beide haben sich getrunken..ausgetrunken. Wie oft?
Malekin macht mir Angst.
Ich bin Malekin, dass macht mir Angst.
Ich will nicht weiter fragen, nicht weiter hören.
Ein vorwitziges kleines Buch schlägt sich auf und darin steht in krakeliger Kinderschrift:

             Amaranth. Sabbath. Malekin.

Hilfesuchend greife ich nach hinten…halte mich an Thomasso fest. Thomasso mein Freund, der mir immer zur Seite steht.
“ Du hast versprochen auf mich zu achten.” Ich löse meinen Blick von Malekin und sehe den Giovanni bittend an. “ Thomasso, du musst mir helfen!”
“Er ist nicht Thomasso!” Flüster Malekin leise…heiser und es macht mir Gänsehaut.
“ Ich werde dir helfen..”antwortet Thomasso…liebevoll meine Haare aus meinem Gesicht streichend….über meine Stirn..über meine Augen…und ich verliere mein Sehen und meinen Halt.
Auch Thomasso hat getrunken. Sie alle haben. Nur meine Seele ist rein. Weiß wie Schnee.
From Russia with Love. Der Schneemann lässt grüßen.
Schneeglöckchen, Weißröckchen wann wirst du befreit?
Hände greifen nach mir, ziehen mich in ein warmes Wasser. Kann sie nicht zählen. Kann mich nicht wehren. Will schreien und laufen. Will mich geben und ertrinken. Fänge in meinem Leib, der sich in Ekstase aufbäumt… Man muss lieben was man tötet…darum frisst Malekin seinen Kinder… Malekin liebt mich und ich liebe Malekin.
…kann mich nicht dagegen wehren, mich zu verzehren, dich zu begehren mich zu nähren von meinem Blut…es tut so gut dich so zu schmecken…
Erregung..tiefer gehend, als alles andere..jemals erlebte.
Ist es eine Strafe sich selbst zu diablarieren?
Mein Leben ergießt sich zwischen ihren Lippen…fließt in ihre Münder….ziert meiner Mutter Mündlein…ein kleines Sündlein unter Freunden…aber guten Freunden gibt man ein Küsschen…oder zwei…oder drei.
Ich leere mich..sie leeren mich und als ich mich verliere..mich neige, verändert sich meine Lust und wird zu einem ungeahnten Schrecken. Das Tier erhebt sich…schlägt seinen Krallen in mein Fleisch..von Innen..die Feuer von Innen…lodern auf. Ich spanne mich an…Schmerz…ich zerreisse…sie zerreissen mich….ich verliere meinen Verstand…mich ..meine Seele..Anna…sogar das Biest….blanke Panik…erfüllt mich.
Ihre Liebe tötet mich.
Aber ihre Liebe lässt mich leben.
Wie passt das….?

Wach auf!
Der See wird kalt. Ich beginne zu strampeln..um mich zu schlagen.
Malekin und Malekin sitzten an meinem Bett. Sie halten sich an ihren Händen.
Sie halten meine Hände.
Sie lächeln.
Und hinter ihnen ragt ein schwarzer Turm auf.

WACH AUF!
Ich blintzle und bin allein.
Mein Herz pocht. Schon wieder.
Ich habe Hunger. Ungeheuren Hunger.
Der Raum ist dunkel, als ich auf die Uhr blicke wird mir fast schwindelig.
1600 blinkt es.
Schon wieder Panik. Um diese Uhrzeit wach zu sein…kann tödlich sein.
Ich könnte aufstehen…aus dem Fenster sehen..vor die Türe gehen.
Ich hatte einen schrecklichen absurden Traum.
Voll intensiver Gefühle.
Voller Liebe.
Voller…voller….
..verliere mich wieder.

Wach auf Anna!
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