COH – Charaktereinführung Syra Green

Talos 13. Juli. 2010

Liebe Slice,


Meine Mutter hat mich geliebt, sagte mein Vater. Warum sie mich trotzdem allein gelassen hat, sagte er mir nicht. Kein böses Wort verlor er über sie. Niemals. 13 Jahre lang, versuchte er mir all die Liebe zu geben, die sich ein junges Mädchen nur wünschen kann. Ich wuchs behütet auf, geliebt und all das Böse dieser Welt blieb fernab von mir. Wir hatten ein nettes Haus in einer netten Gegend, mit netten Nachbarn und ich war eine nette Tochter.

Mein Vater vergötterte meine Augen.

Grün, so grün, wie die meiner Mutter.

Greene, nannte er mich immer, wenn ich daran denk könnt ich heulen.


Ich wusste, dass man sich in der Pupertät verändert, aber niemals hätte ich mir träumen lassen, dass es derartige Ausmaße annimmt…mit…mit derartigen Folgen für mich und mein Leben. Es begann mit einem Traum, mitten in der Nacht. Einem Albtraum, ich erinner mich nur vage, aber alles um mich herum starb unter Schreien und ich hatte so schrecklich viel Angst. Wohl musste ich geschrien haben, denn mein Vater kam, machte Licht…setzte sich an mein Bett und weckte mich.

Diesen Augenblick, vergess ich nimmermehr…wie er zärtlich seine Hand auf meine Wange legt, sich zu mir beugt, mich leise Syra nennt, obwohl ich eigentlich Sandra heisse.

„Syra …Schatz…sieh mich an, es ist alles in Ordnung….“

Getröstet von seiner warmen Stimme, tat ich es dann auch. Ihn ansehen.

Ich erinner mich, dass seine Augen größter wurden.

Ich erinner mich an Kopfweh.


Später im Krankenhaus haben sie mir dann gesagt..etwas..hätte sein Gehirn glatt gebügelt. Keine Rillen, keine Falten, keine Fläche auf der man Information hätte speichern können. Mein Vater konnte nur noch sabbern. Auch wenn sein Körper noch lebte…auch wenn sein Körper noch lebt, ist er faktisch tot. Er erkennt mich nicht einmal, wenn ich ihn besuche.


Die nächsten Jahre verbrachte ich hauptsächlich in Steel, munter weitergereicht von einem Labor ins nächste. Mutant, ist der Name den ich seither trage. Mein Vater tägt keine sonderlichen Gene mit sich rum, also ist es wohl das Erbgut meiner Mutter, das bei mir durchschlägt. Vielleicht. Jedenfalls, wird mir nie wieder jemand in die Augen sehen. Weil ich….ich sehe den Menschen nicht ins Herz, sondern in ihren Kopf und das bringt sie faktisch um.

Ich hab die wundervollen grünen Augen meiner Mutter…und es wird sich nie ein Mann in sie verlieben. Ich habe mir eine Binde um die Augen gelegt, damit ich niemanden aus Versehen anblicke und ihm dabei sein Gehirn zerlege.

Als ich 16 war…war da so ein junger Mann, dem ich wohl gefallen hätte, seine Stimme klang so wundervoll, seine Hände waren so weich und warm. Er wollte nicht aufhören mich zu bitten, er versprach mir, dass mein Blick ihm nichts anhaben könne..ich spüre heute noch, wie weich mir die Knie waren, als er seine Finger unter die Augenbinde schob und sie mir vom Kopf zog. Nur einen Augenblick.

Nur einen. Ihn hats nicht so schlimm erwischt wie meinen Vater. Er ist nur umgefallen, hat seine Sprachfähigkeit verloren und ne lange Zeit Kopfweh gewonnen. Hab mich gehasst und vor Wut diesen Stacheldraht um meinen Kopf gedreht. Der Schmerz tut gut und Andere hält es davon ab mir die Binde abzunehmen.


Seit ein paar Jahren trainiere ich meine…Mutation…ganz für mich allein. Fähigkeit will ich es eigentlich nicht nennen. Mein Potential hat sich in so kurzer Zeit exponential erhöht, dass es mir eigentlich zuviel ist. Ich bin doch nur eine junge Frau, aus einem netten Haus mit netten Nachbarn.

Mein Körper macht Dinge, die ich nicht verstehe, er kann Dinge, die mir Angst machen und alles beginnt in meinem Kopf. Ich kann mich an eine Andere Stelle denken, wenn mir danach ist. Ich kann diese unglaubliche Energie aus meinem Leib fließen lassen und sie den Menschen um mich herum zuführen, ohne nennenswerte Verluste zu erleiden. Das…das sind gute Sachen. Sie verunsichern mich, aber geben mir Kraft.

Nur meine Gedanken..die..die gehen mit mir durch. Selbst wenn ich niemanden direkt ansehe, kann ich sie…manipulieren.

Um ehrlich zu sein, würde ich nicht meine Freundin sein wollen.

Danke dir Slice, dass du trotzdem für mich da bist.


Ich schreib dir wieder.


Syra Green.

Die junge Frau, die kaum mehr als 21 Jahre alt war faltete den Brief sorgsam, steckte ihn in ein Kuvert und brachte ihn zu ihrem Schreibtisch. Dort legte sie ihn zu den Anderen versiegelten Briefen ohne Adressat. Sie schlüpfte in ihre Schuluniform, schnappte sich die Umhängetasche und machte sich auf den Weg in die Schule. Wenn es auch eine Kunstschule war. Als sie vor wenigen Monaten ihre Volljährigkeit zur Gänze erreicht hatte, entzog sie sich dem staatlichen Zugriff und zog aus der subventionierten Wohnung in Steel, in das Künstlerviertel von Talos. Ihr Vater hatte ihr eine stattlichen Summe Geld hinterlassen, die sie über die Jahre hinweg nie angerührt hatte.

Jetzt erfüllte sie sich davon einen Traum. Eine kleine hübsche Wohnung in Talos und ein Jahr an der Kunstakademie. Syras liebte das Malen, im Ausgleich für all die Anderen Dinge, die sie niemals lieben würde und wie ihr Proffessor ihr versicherte – sie hatte eine wundervolles Talent.

In der Öffentlichkeit bewegte sie sich faktisch blind, ebenso wie die meiste Zeit daheim. Nur zum Malen, nahm sie die Binde ab und auch nur dann, wenn sie sich sicher sein konnte allein zu sein. Da sie auf das Augenlicht verzichten mussten, hatte sie gelernt die Welt an ihrem Echo wieder zu erkennen. Ihre Bewegungen waren langsamer, für einen Betrachter wirkte sie vermutlich immer ein wenig verträumt.

Syra war ein positiver Mensch, trotz der widrigen Umstände. Nicht perfekt, aber sie hatte Freude am Leben und auch daran anderen zu helfen. Vielleicht in der leisen Hoffnung, jemand könnte ihr eines Tages helfen.

Dieser Beitrag wurde unter COH Universum veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar