COH – Something i can never have Part I

„Was guckst du so melancholisch?“ fragte Syra leise und tat einen Schritt auf den großen Eisklotz zu. Dieser stand am Rand der Klippe und blickte in das Wasser. Sie waren nun schon den fünften Tag in Folge hinter dem Damm der Faultlines. Dort wo Arachnos noch die Überhand inne hielt.
Fünf Tage in denen sie nichts anderes getan hatten als kämpfen, schlafen, Wache halten, kämpfen, schlafen..
Jetzt waren es Cold Crusher und Syra Green die Wache hielten, während der Rest schlief. Ansich gehörte Syra nicht zu Havocs Team, sie war noch jung und sollte ihre Zeit der Schule widmen, anstatt ihr Leben in Gefahr zu bringen. Doch als sie erfahren hatte, das seine Leute zu diesem Einsatz ohne Heilfähige Unterstützung losziehen wollte, lies sie nicht mehr locker und Havoc ahnte, dass es mehr Aufwand machen würde, Syra von diesem Vorhaben abzubringen, als die Faults im Ganzen zu reinigen. Schlussendlich, war ihm auch wohler bei dem Gedanken – er hatte Syra als fähige Heldin und gewissenhafte Heilerin kennen gelernt. Wenn auch das heilen nicht ihr hauptsächliches Talent war, gab sie eine wertvolle Unterstützung ab.
„ Hm.“ brummte Cold und zog seine Schultern hoch, bis ihm wieder einfiel, das Syra das vermutlich nicht bemerken würde. Diese sprang leichtfüßig über einen kleinen Graben um neben ihm zum stehen zu kommen.
Kurz durchzuckte es ihn, als sie an dem Abgrund lang tanzte, den sie vermutlich gar nicht sah – doch dann beruhigte er sich mit dem Gedanken, dass sie schon bei mehr als nur einer Gelegenheit bewiesen hatte, die Welt um sich herum auf ihre ganz eigene Weise wahrnehmen zu können.

Kurzes schweigen, dann griff sie nach dem Helm ihres Schutzanzuges und zog ihn ab. Keine Bandage, kein Stacheldraht – nur langes grünes Haar, geschlossene Augen und ihr Lächeln.
„Hm?“ fragte sie nach und lies nicht locker.
„Woher willst du wissen ob ich melancholisch drein seh…“murmelte er. Einerseits fühlte er sich bei seinen Gedanken ertappt, Andererseits wollte er Syra nicht dafür anpampen, dass sie auf ihn einging.
Ihr Blick wäre jetzt bestimmt nekisch, aber ihre Augen blieben eisern geschlossen als sie sich ihm zuwandte und so arg lächelte, dass ihre Nase sich kräuselte.
„..ich weiß ja, dass du ein cooler Typ bist…“ begann sie und weil sie es so locker betonte, wie sie es betonte, musste auch er lächeln, obwohl es ihn bisweilen bis ins Mark traf….cool zu sein. Syra sprach indess unbeirrt weiter. „…aber in den letzten 10 Minuten ist die Temperatur um dich herum bestimmt noch 4 Grad gefallen…“
Cold sah sie einen Augenblick verständnislos an, dann schüttelte er seinen Kopf.
„..das ist jetzt nicht dein Ernst?“
Syra kichert vergnügt.
„Ne…“ erwiderte sie.“..du hast geseufzt…“
Wieder schwiegen beide, dann ertönte ein weiteres leises..
„..Hm..“ von dem Eistank.

Syra plazierte ihren Helm taktisch auf dem Boden. Grün. Grün wie ihr Anzug. Grün wie ihr Haar. Eines Nachts hatte sie ihm davon erzählt, dass ihr Vater sie liebevoll Greeny genannt hatte, danach hatte sie geweint und Cold  hatte sich hilflos gefühlt, weil er sie nicht einmal in den Arm nehmen konnte zum trösten.
Aber auch das lag schon ein Weilchen zurück.
Sie tat es ihm nach und blickte scheinbar in den Abgrund, so standen sie eine ganze Weile, bis er schließlich doch mit der Sprach rausrückte.
„..es ist nichts wichtiges….ich hock hier nur im Nirgendwo, hab Leistungspellets gefrühstückt, das Wetter ist bescheiden und ein Ende des Ganzen ist nicht abzusehen…“
Während er sprach, wandte Syra sich ihm wieder zu, ohne ihm ins Wort zu fallen.
„…es ist ja auch das was ich tun will, aber heute..“ Ein erneuter Seufzer verließ seine Lippen und seine Zuhörerin stellte ihren Kopf schräg. „….ich hab Geburtstag und im Vergleich zu all dem hier ist das lächerlich unwichtig…“ Seine Schulter zuckten ein weiteres Mal nach oben.

Für einen Moment sah es aus, als würde Syra vor lauter Überraschung die Augen öffnen, statt dessen presste sie diese fest zusammen und begann über das ganze Gesicht zu grinsen.
„Oh mein Gott , du hast Geburtstag?“ rief sie aus und klang im Gegensatz zu Cold restlos begeistert ob diesem Umstands.
„…Hm..“brummte Cold, noch ein wenig düsterer, aber zustimmend. Er wollte es eigentlich niemanden auf die Nase binden, andererseits…
„ Oh dann lass mich dir gratulieren…“ wann immer sie sich freute wurde ihre Stimme eine schlappe Oktave höher, alle zogen Syra damit auf, wenn auch auf liebevolle Art. Einmal hüpfte sie auf der Stelle und erinnerte ihn einmal mehr daran wie jung sie noch war, dann ein Schritt in seine Richtung, noch einer und ihre rechte Hand die sich nach ihm strecke.
Mit einem Schlag wich all das Vergnügen, dass sie ihm gerade erst aufgedrängte hatte aus seinen Knochen und seine Stimme klang sehr ernst.
„Nicht.!“ warnte er sie und tat selbst einen Schritt rückwärts.
Dancing on the Edge.
Syra hielt in ihrem Tun inne und er sah wie sie lauschte, als vermutete sie, er habe jemand gehört. Jemand der vielleicht angreifen würde. Doch sie konnte niemanden ausser Cold in ihrer Nähe ausmachen, so legte sich ihre Stirn in Falten und schüttelte fragend ihren Kopf.
„…was nicht?“
„…Du wolltest mich berühren, du sollst mich aber nicht berühren…“antwortete er knapp.
„…ach Cold….“ erwiderte sie leiser, vollendete den einen Schritt und stand so vielleicht einen weiteren von ihm entfernt. Ihre Arme hingen tatenlos an ihrer Seite und sie lächelte milde in seine Richtung.
„Nein.“
Wieder zog sich ihre Stirn zusammen, diesmal etwas ärgerlich.
„…ich werde doch wohl einem Freund zu seinem Geburtstag einen Kuss geben dürfen…“ erklärte sie während sie ihre Arme hob, als ob das gestikulieren ihre Argumentation verstärken würde –  in ihrer Stimme lag dieser Hauch von zickiger Unterton, den viele Teenager inne hatten. Oder auch erwachsene Frauen. Er überhörte den Ton völlig, weil er für eine Tagtraumsekunde ihren Worten erlag.
Einem Freund.
Einen Kuss.
Seine Augen schlossen sich und wieder schüttelte er seinen Kopf.
Diesmal jedoch klang seine Stimme sanfter.
„Tut mir leid Syra….das geht nicht..du weißt doch….ich bin eben ein cooler Typ..“
Er lachte – doch es wurde rauher, als er beabsichtigt hatte und für seinen Geschmack klang es deutlich zu schmerzlich.
Und ihr war es nicht entgangen, Natürlich nicht. Was sie nicht zu sehen vermochte glich sie zur Genüge mit Anderen Antennen aus. Ihre Lippen schürzten sich schmerzlich mitfühlend.
„Du könntest mir ruhig etwas Vertrauen entgegen bringen…“forderte sie leise.
„…ich vertrau dir doch ….“ erwiderte und wünschte sich, sie würde aufhören ihn um etwas zu bitten, was ihm so schwer fiel abzulehnen. „ …aber..“
„…aber du kannst nicht glauben, dass ich genug Energie, genug Wärme für uns beide habe?“ fiel sie ihm ins Wort.
Genug für uns.
Genug für Beide.
Sie hatte 'uns' gesagt.
Für einen absurden Augenblick überlegte er, ob sie ihn mit Absicht quälte. Oder ob er vielleicht dem Alptraum einer Blutwitwe erlegen war.
„…nein..aber…“ setzte er abermals zur Verteidigung an. In einem Teil seines Hinterkopfes saß ein Mann und lachte sich schlapp. Cold stellte sich ohne Zögern, ohne Furcht in die feindlichen Reihen und hielt sie unter seiner Kontrolle. Er konnte Prügel einstecken wie kein Zweiter und es gab schon manchen Moment in dem er einem deutlich stärkeren Gegner frech ins Gesicht lachte, weil er wusste, weil er wusste, dass er die Kontrolle behalten würde.
Aber niemand.
Kein Kampftrainig und keine Mutation der Welt machten einen Immun gegen das Bitten einer Frau und so ließ er sich wieder von ihr das Wort klaun.
„…..aber..?“ fragte sie leise nach, noch bevor er weiter sprechen konnte und irgendwie versagten ihm bei ihrem fast verletz anmutenden Ton die Argumente.
Sie wusste schließlich, wer und was er war.
Sie hatte oft genug gesehen, was mit jenen geschah, die ihm zu Nahe kamen.
„..Greeny..“ antwortete er nur leise, fast hilflos und dass er sie bei ihrem Kosenamen nannte lies sie schlucken.
„…vertrau mir doch…“hauchte sie   und biss sich auf die Unterlippe. Und das war es, was er wollte. Er wollte ihr glauben, er wollte ihre Sicherheit , ihre Zuversicht teilen. Er wollte diese Stimme in seinem Kopf zum schweigen bringen, die ihm unablässig erzählte, dass Syra einfach nur erfrieren würde, in Sekundenbruchteilen. So wie jeder Andere auch, der ihm zu Nahe kam. Und Syra war ganz gewiss einer jener Menschen, denen er im Leben nie etwas antun wollte.
Käme sie ihm zu Nahe, würde er das blühende Leben, ihr Lachen, all das wundervolle an ihr mit seiner Kälte ersticken. Der Gedanke allein versetzte ihm einen Stich.
Einem Freund.
Ein Kuss.
Uns.
Es stach ihn, sich vorzustellen überhaupt jemanden nah zu sein.
Es stach ihn, sich vorzustellen ihr nah zu sein.
Alles sinnlos.
„….bitte…vertrau mir…“wiederholte sie fast zu leise und er glaubte in ihrer Stimme etwas zu hören, was danach klang, als wünschte auch sie sich, ihm nur einmal nah zu sein.
Er schüttelte seinen Kopf. Diese Nacht machte ihn melancholisch.
Er uns Syra waren Freunde, mehr nicht.
Schmerzlich genug, einem Freund nicht nah sein zu können.
„…vertrau mir..“ hatte sie es nochmal ausgesprochen oder hatte er das nur in seinem Kopf gehört?
Cold betrachtete sie.
Ihr vertrauen. Ihre Worte klangen in seinen Gedanken nach, als wollten sie ihm umgarnen, betören. Wie sie so dastand. Wortlos um eine Chance bittend. Sie bat um etwas, dass er sich von Herzen wünschte. Während er sie so ansah, begann sich sein Denken zu teilen. Im Hintergrund wetterte die Vernunft, das Gewissen.
An der Oberfläche schwammen Bilder von ihr. Sie war jung, aber kein Kind mehr. Er hatte mehr als einmal gesehen, wie Männer, doppelt so hoch und doppelt so breit wie sie, ängstlich schlotternd vor ihr auf die Knie gingen…ohne dass sie auch nur ein Wort gesprochen oder einen Finger bewegt hatte. Ein zwei Kleinigkeiten aus ihrer Vergangenheit. Syras Potential war ihre Gedankenwelt. Manchmal schien es ihm absurd, dass diese junge Frau eine Horde an Bösewichten mit einem Gedanken vollkommen lähmte, vielleicht…vielleicht unterschätze er sie wirklich. Vielleicht vertraute er ihr wirklich nicht genug. Vielleicht war sie diejenige, die Kraft ihrer Gedanken dazu in der Lage war, sich vor seiner Kälte zu schützen. Geist über Körper?
Vielleicht war sie diejenige, die ihm nah sein konnte?
In aller Freundschaft?
Karusell im Kopf.
Eigentlich war er nicht konservativ. Einen neuen Weg zu gehen war nie verkehrt. Nur in dieser einen Sache?
Doch er fühlte wie sich die Waage auf ihre Seite kippte. Für einen Moment dachte er sogar darüber nach, ob sie vielleicht in seinen Kopf gekrochen war um seinen Widerstand in aller Liebe dahin schmelzen zu lassen. Wer weiß schon, ob sie dazu nicht in der Lage wäre.
Sein Blick glitt prüfend über sie hinweg – der kurz ansteigende Puls lies ihn wissen, dass sie ihn nicht manipuliert.
Es war sein Wunsch, nach menschlicher Nähe die seine Bedenken langsam aber sicher verdrängten..nein..betäubten.
Vielleicht auch der Wunsch nach ihrer Nä…
Abermals schüttelte er den Kopf, nur ganz leicht, nur für sich.
Er mochte Syra und sie mochte ihn.
Das wussten beide und er hatte sich nie darüber Gedanken gemacht, ob es vielleicht mehr war, als nur 'mögen'. Denn selbst wenn es so wäre, hülfe es ihm nichts.
Was nützt die Liebe in Gedanken, wenn seine Kälte ohnehin immer zwischen ihm – und jedem Anderen Menschen stehen würde.
Sein Blick verblieb auf ihr und er schluckte.
Kein Wort war über seine Lippen gedrungen. Und dennoch zeichnete sich ein sanftes Lächeln auf ihre Züge, als hörte sie an seinem Schweigen, dass er für diese Momente aufgegeben hatte..nein…ergeben in ihre Zuversicht.
Im Vertrauen in ihre Fähigkeiten.
Ein seltames Mimikspiel. Ihr Kopf senkte sich …wieder biss sie sich verstohlen auf die Unterlippe, als wäre sie plötzlich zu schüchtern um ihr Vorhaben in die Tat um zu setzten.
Er konnte den Blick nicht von ihr lassen.
Da tat sie den Schritt zu ihm und er musste sich zwingen stehen zu bleiben. Seine Muskulatur spannte sich und es lies ihn fast körperlich leiden. Zu lange hatte er sich selbst konditioniert Nähe zu meiden.
Ihre rechte Hand hob sich, grün waren die Handschuhe, passend zu dem Kampfanzug…und Sekunden später fühlte er ihre Fingerspitzen über sein Gesicht hinweg tasten. Vielmehr die rauhe seltsame Oberfläche ihrer Schutzhandschuhe.
Immer wieder kurze Berührungspunkte, als krabbelte eine große Spinne über sein Gesicht. Er hatte oft gesehen wie sie Braille las und insgeheim ihre geschickten Finger bewundert. Diese jetzt auf seinem Gesicht zu fühlen war ihm eine Wonne..
Obendrein zuckte sie nicht vor ihm zurück, kein Luft anhalten. Keine Anspannung von ihrer Seite, als ginge seine Kälte tatsächlich an ihr vorbei.
Ein ganz seltsam-angenehm-mulmiges Gefühl bat um einen Platz in seinem Bauch.
Ihre Rechte fand ihren Platz an seiner Linken Wange und kurz darauf ihre Linke Hand platz an seiner rechten Wange. Er verstand sehr wohl den Sinn ihres Tun. Sie musste sein Gesicht richtig fassen, um seine Proportionen richtig einzuschätzen, damit sein Geburtstagskuss nicht auf seiner Nase landet. Doch schon jetzt war es ihm mehr Geschenk als alles Andere.
Und sie lächelte und wie sie lächelte, als wäre sie diejenige die beschenkt würde. Und nichts an ihr sah nach dem Schmerz aus, den er für gewöhnlich in jeden pflanzte.
Peinlich berührt bemerkte er, dass er nervös war. Völlig unangebracht. Er schob es auf seine Angst, sie verletzten zu können. Ihr Lächeln nahm liebevoll verschmitze Züge an, dann wurde der Druck ihrer Hände fester, um seinen Kopf führen zu können und er ließ es nach ihrem Willen geschehen.
„Alles Gute zum Geburtstag wünsche ich dir..“ flüsterte sie leise, schon auf dem halben Weg zu ihm. Schon so nah, dass er den Atem der mit ihren Worten ihren Mund verließ auf seiner kühlen Haut fühlen konnte und machte, dass er seinen Atem anhielt.
Dann küsste sie ihn.
Nichts spektakuläres. Nur ihre Lippen auf seinen. Ganz sacht, wie man es unter Freunden schon mal tun kann.
Nur das ihre so warm..im Vergleich zu seinen ..fast heiß waren. Sie brannten auf wundervolle Weise und machten ihn auf die schönste Art wehrlos. So nah und so warm Dieses Gefühl hatte er so lange vermisst…
Ein Atemzug lang, den weder Syra noch Cold tätigten. Ein Atemzug lang, nachdem ein Kuss unter Freunden zu Ende sein sollte. Der zweite begann und sie löste sich nicht, statt dessen schmiegte sie sich näher zu ihm und er fühlte den Drang seine Arme um sie zu legen.
Ihre Lippen öffneten sich eine Winzigkeit, etwas von ihrem Atem drang zu ihm und brachte alles durcheinander. Sein Denken, seinen Bauch.
Seine Knie wollten weich werden und dieses Gefühl drohte ihn zu übermannen, als sich die lästige Vernunft im Hinterkopf meldete und ihm davon erzählte, dass Cold wohl schwer sagen könnte, wo seine Lippen endeten und ihre begannen.
Und es war wahr.
Als er darauf achtete fühlte er sie nicht mehr, obwohl sie ihm noch immer nah war.
Er fühlte auch, dass er es nicht war, dessen Temperatur angestiegen war – zumindest nicht an der Aussenhaut.
Das Kribbeln in seinem Bauch verursachte ihm plötzlich Übelkeit, er wich zurück und krümmte sich in dem Schmerz, der Syras Anblick ihm auferlegte.
Sie stand da noch immer, wie eben, als er sie noch fühlten konnte.
Ihre Augen geschlossenn.
Ihr Kopf etwas schräg gestellt.
Ihre Hände, seinen imaginären Kopf haltend.
Der Ausdruck auf ihrem Gesicht, war so zärtlich liebevoll, dass es ihn würgte – weil über all dem sein  Rauhreif lag.
Seine Kälte.
Ihre Lippen waren bläulich.
Ihre Haltung erstarrt und er war schlichtweg unfähig etwas anderes zu tun, als sich zu hassen.
Ein Schrei krampfte sich in seiner Brust zusammen, aber alles, was seine Kehle verließ war ein erstickstes Keuchen.
Eine Minute verging.
Zwei.
Fünf, in denen er nichts tat…weil er wusste, dass es nichts zu tun gab, wenn er jemanden berührt hatte. Dann gab es nur einen Weg.
Er wollte sie an sich drücken, doch er konnte nicht, so starrte er….so starrte er sie an und sah ein schwaches grünes Glühen in ihrer Brust.
Erst nur klein und unauffällig, dann wurde es faustgroß und gewann an intensität. Es war, als wolle es sich nach allen Seiten ausbreiten, würde aber gefangen gehalten und zum Trotz wurde es heller, so es nicht größer werden durfte.
Colds Stirn legte sich in Falten und für aberwitzige Sekunden fragte er sich, ob Syra womöglich explodieren würde – was der Wahrheit, verblüffend Nahe kam.
Fast zwei Minuten glühte dieses Licht vor sich hin um dann mit einem Mal mit einem fast hörbaren Riss das Gefängnis zu sprengen und sich ein einer Welle durch ihren Körper und darüber hinaus zu pflanzen.
Schon oft hatte er gesehen, wie Syra heilte. Wie das Licht in ihr entstand und ihren Körper verließ und allen die in ihrer Nähe standen, kraft spendete oder sogar Wunden heilte.
Doch das, was gerde ihn berührt..durchdrungen hatte, überschritt dieses Gefühl bei weitem.
Sein Körper kribbelte als stünde er noch immer unter Strom, ein Wärmeschauer…für diese Sekunden fühlte er Syra in sich auf eine Art und Weise, die er nicht in Worte fassen konnte und Syra…Syra löste sich aus ihrer Erstarrung…wankte…blinzelte.
Ihre Stirn legte sich in Falten.
„..mir….mir ist kalt..“flüsterte sie kraftlos, als wäre sie soeben von den Toten auferstanden.
Cold blickte zu ihr, als sie sprach und sie sah ihn an.
Grüne Augen.
Wunderschöne tiefgrüne Augen.
Ihr Blick wirkte entrückt.
Sie hatte ihm erzählt, was mit jenen Menschen geschah, welchen sie in die Augen sah, und trotz dem Wissen, war da etwas in ihren Augen, dass ihn weiterhin hineinsehen lassen wollte.
Hypnotisch fast.
Venusfliegen falle.
Alles in Zeitlupe.
Sobald dern Blickkontakt herrschte fühlte er es…sie….wie lange Arme,wie Tentakeln die sich nach seinem Verstand streckten…trotz ihrer Erschöpfung zielstrebig in jene Richtung drangen in welche er seine Geheimnisse hortete, die schlimmen Geheimnisse. Die hässlichen Alpträume. Es war wie eine mentale Vergewaltigung.
Eine Sekunde,
Zwei Sekunden, dann verdrehte sie die Augen und brach kraftlos zusammen.
Das drängen in seinen Gedanken löste sich im gleichen Moment in Luft und er war dankbar, weil er noch immer klar denken konnte.
Und er machte sich Sorgen, weil da etwas in ihm, gerne dort weitermachen würde….
Er schüttelte alles von sich ab. Der Drang zu ihr zu laufen um ihr zu helfen, war gar nicht erst aufgekeimt. Das letzte was sie brauchte war noch mehr Kälte.
So weckte Meier.
Meier würde dafür sorgen, dass ihr warm wurde.
Sie schlief unmittelbar ein, diese Welle musste sie all ihrer Reserven gekostet haben, gelogen hatte sie nicht. Sie hatte ihn überlebt, dort wo Andere gestorben wären.
Dennoch, war er jetzt unglücklicher als noch zu Beginn der Nacht.
Denn jetzt, wusste er genau, was niemals seines sein würde.

Dieser Beitrag wurde unter COH Universum veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar