Kapitel 1: Ein Fremder Namens Nem

 

 

Wie jede gute Geschichte aus vergangenen Tagen beginnt auch diese in einer Taverne. Das ist nicht weiter verwunderlich, den es gibt kaum einen Ort, an dem mehr Fremde zusammen kommen, mehr Menschen aus allerlei Schichten aufeinander treffen. Diese Taverne, die ich meine, die trägt den einfachen Namen 'Taverne zum Wanderer'.
Ich will gerne zugeben, dass es Tavernen mit so einem Namen zu Hauf' gibt, doch ist es mit diesem Märchen wie im echten Leben.
Es ist nicht wichtig wo es geschieht.
Es ist nur wichtig DAS es geschieht.

Also denn…
Es war einmal eine kleine Taverne, nicht unweit eines dunklen Waldes. Sie stand dort an einem Wegkreuz von dem es in jede Himmelsrichtung ging.
Dort, wo das Meer wartet, wenn der Norden zu Ende ist.
Dort, wo die Berge warten, wenn der Süden zu Ende ist.
Dort, wo die Wälder warten, wenn der Westen zu Ende ist.
Und und natürlich dort, wo die Hexen hausen, wenn der Osten zu Ende ist.
Dorthin wollte freilich niemand , denn wie jeder weiß, sind Hexen gar schrullige Gestalten, die es niemals gut mit einem meinen.
Die Taverne statt im Wald/Meer Eck und vor der alten holzigen Eingangstüre hing ein ebenso altes holziges Schild auf dem der Name stand.
„Taverne zum Wanderer“ und in kleinen Buchstaben darunter:
 „Bist du des Wanderns müde, mag es sein, dass du kein Ziel hast.“ und in noch viel kleineren Buchstaben darunter:
„Kehr ein und trinke und esse und schlafe und erwache.“

Die Taverne war nicht groß und nicht klein, sie war niemals voll und niemals leer. In ihrer Mitte gab es einen feinen Kamin über dessen offenen Feuer stets ein Süppchen im Kessel kochte. Auch gab es manchen Wanderer, der sich von der Kühle der Nacht erholte im Angesicht der Flammen.
Tische und Bänke waren aus Holz und knirschten leise, wenn sich jemand auf ihnen niederlies. Ebenso hölzern gaben sich die Stiegen, nach oben unters Dach, wo es Säcke aus Heu hatte mit  Fellen darauf, in welchen der müde Wanderer schlafen konnte. Der Emazipation zuliebe sei erwähnt, dass es auch den Wandererinnen vergönnt war dort zu nächtigen, obgleich es im ganzen Land so war, dass es die Männer zum Wandern zog und die Frauen jene waren, welche die Wandernden vermissten…oder auf sie warteten. Je nachdem an welchem Ende der Wanderer seinen Weg begann.
Es war schon Nacht und draussen war es kühl, denn die weisse Frau hatte schon ihr Kleid übers Land bereitet. An einem Tisch, saß der Bauer Bappel mit seinem Vater  und hoben die Krüge beim Würfeln.
Bauer Bappel:“ Woist Bappa, wemma no lang dringa und wirfln, na schimpft unsd mama.“
Pappa Bappel:“D'Mutti schimpf a so, miar bleim hoid no zwoa stund.“
Bauer Bappel:“Nachad schimpfts no mear moan i..“
Pappa Bappel: „Na, nachad gfraid a si, dass uns nix possiert is weils scho angst ghabt hod.“
Bauer Bappel: „Du bist so gscheit bappa..“
Und sie würfelt und tranken weiter. Eines Tages wollten sie so gut würfeln, um an großen Würfel Turnier in der Stadt-die-jeder-kennt teil zu nehmen und viel Geld zu gewinnen, um der Mutter einen neuen Hut kaufen zu können, weil der alte weg geweht wurde, als der Sturm das Dach abgedeckt hatte.
Am Kamin vor dem Feuer saß ein junger Ziegenhirte names Pavel und schnitzte. Er saß da fast jeden Abend. Tagsüber hütete er die Ziegen und des Abends schnitze er kleine Holzfiguren. Eines Tages wollte er  eine Hexe gefangen nehmen und sie erst wieder frei lassen, wenn sie ihm das Geheimnis verraten hatte, wie man den Figuren Leben einhauchen könnte, dann hätte er viele kleine Freunde.
In der Nähe von der Schanke saß ein junges Liebespaar. Elias und Elois, er war ein junger Adelsmann und sie eine Bauerstochter. Die beiden erfüllten den Anspruch des tragischen Liebespaares, dessen Liebe jeden Schrecken überstehen würde. Sie trafen sich heimlich jede Woche in dieser Taverne und sahen sich stundenlang in die Augen und hielten sich stundenlang an den Händen. Eines Tages, so träumten sie, würden sie zusammen weg gehen, ihre Eltern hinter sich lassen, um zusammen glücklich zu werden. Sie träumten schon lange davon und trafen sich immer weiter in der Taverne, um weiter davon zu träumen.
In einem dunklen Eck, saß die alte Vettel Gotha, der man oft nachsagte sie wäre eine Hexe, weil ihre Kleider so alt und zerissen waren und ihr Haar so grau und zerwühlt. Ihr Gesicht war so faltig wie es sonst nur Hinterteile von große Tieren mit zuviel Haut waren und ihre Augen waren trüb. Sie saß dort oft und schlürfte ein Süppchen, sie tauschte es beim Wirt gegen Kräuter.
Gotha träumte davon bald zu sterben.
Am größten Tisch saß der General Parakas mit seinen Soldaten und sie sangen grobe Lieder und tranken Bier und Met. Sie waren ein wilder Haufen und pfiffen der Maid, welche Speis und Trunk brachte nach. Doch weil sie im Namen des Königs unterwegs waren, gaben sie sich nur so rüde, wie man es von ihnen Erwarten durfte und nicht so wild, dass sie den Namen ihres Herren in den Dreck gezogen hätten. Sie alle träumten davon ein Untier in den Wäldern zu erlegen, um viel Ruhm und Ehr zu erhalten, wenn sie zurückkehrten in das Schloss des Königs. Denn nur wer tötet hat auch Ruhm und Ehr verdient in Königsaugen.
Am kleinsten Tisch saß ein junger Mann, vor einem halbleeren Humpen Met. Es war nicht sein Erster an diesem Abend. Seine Kleidung war gewiss einst kleidsam, jedoch abgetragen, als wäre es nicht mehr wichtig, dass sie sitzt. Seine Stiefel, waren aus gutem Leder, doch schmutzig, als wäre es nicht mehr wichtig, dass sie glänzten. Und seine Augen war dunkel und tief, doch sie blickten ins Nichts, als wäre es nicht mehr wichtig zu sehen, was um ihn herum geschah.
Dieser Mann träumte davon, nicht mehr träumen zu müssen.

Ein Raum voller Menschen und Träume und ein Wirt der ihnen diente, solange sie in seinem Haus saßen. Seine Tochter, war fleissig und trug Sorge, dass auch jeder immer genug zu essen und zu trinken hatte. Bei dem jungen Mann verweilte sie eine Sekunde länger, obwohl er höflich genickt hatte, als sie ihm einen neuen Humpen hinstellte.
„Wie ist euer Name..“ fragte sie keck mit einem Lächeln, dem gewiss nur wenig Männer widerstanden hätten. Der junge Mann blinzelte, hob seinen Kopf, der schwer war vom Alkohol und sah die Schankmaid an.
„Ich habe keinen Namen.“ erwiderte und seine Stimme war warm und dunkel und doch gebrochen, als wäre es nicht mehr wichtig sie klingen zu lassen.
Die Schankmaid, stutze und lächelte noch mehr.
„Ach Papperlapapp, mein Name ist Karamira und ihr habt gewiss einen Namen. Einen, den eine hübsche Maid gewiss gern flüstern würde..“ Ihre Augen blitzen vergnügt. Doch der junge Mann schüttelte nur seinen Kopf.
„Verzeiht holde Maid und nehmt es mir nicht krumm, doch da ist niemand, der mir meinen Namen flüstert..“
Karamira beugte sich etwas zu dem Fremden hinab und ihre Stimme klang ein wenig wie Honig fließt.
„….vielleicht ist da doch wer…“ Und der Blick, dem sie ihm zuwarf liess wohl ahnen, wovon sie träumen könnte. Der Namenlose atmete tief durch, betrachtete die Maid, wie man etwas betrachtet, zu dem man keinen Bezug hat und schüttelte wiederum seinen Kopf.
„…verzeiht, da ist niemand der mir meinen Namen flüstern soll….“ Mit diesen Worten, senkte er seinen Blick. Sein Gesicht nahm harte Züge an, die sich erst wieder verloren, als der volle Krug, ein leerer Krug wurde.
Karamiras legte ihre Stirn in Falten, selten kam es vor, dass ein Mann den sie sich erwählt hatte ihrer nicht habhaft werden wollte, doch sie war kein Kind von Traurigkeit und auf dem Weg zurück zur Schank blinzelte sie einem der Soldaten zu, der sich daraufhin beinahe verschluckte.
Es ging schon gegen Mitternacht und als jeder versorgt war, saß Karamira wie jeden Abend am Feuer und sang Lieder. Ihre Stimme war einfach und schön und draussen fiel der Schnee und jeder im Raum hatte es leicht, mehr in seinen Träumen zu versinken.

Da kam es, dass sich die Tür öffnete und das Feuer sich erschrak und ganz klein wurde. Es dunkelte und der kalte schneidende Wind huschte in den warmen Raum und berührte kurz einen jeden der Anwesenden. Mit dem Wind kam ein kleines Mädchen herein. Das mochte vielleicht 10 oder 11 Jahre sein…..ah…10 oder 11 Winter alt. Sie trug einen Umhang der war so dunkel violett wie die aufgehende Sonne, manchmal das Meer malt, wenn noch Nebel darüber liegt. Doch von den Umhang war kaum was zu sehen, denn sie war über und über mit Schnee bedeckt. Unter der Kapuze lugten viele dunkle Haare heraus und unter dem Umhang ein grober dunkler Rock. In ihrer rechten Hand trug sie einen Korb. Sie trat in die warme Stube, lies die Türe hinter sich in aller Einfalt speerangeltweit offen stehen und…stand da.
Karamira seufzte theatralisch, unterbrach ihr singen, und ging zur Tür um diese wieder zu schließen.
„Muss dass denn sein…“ murmelte sie, sah aber Niemand bestimmten dabei an. Kaum dass der Raum wieder geschlossen war, wurde es wieder wohlig und noch wohliger wurde es, als Kara wieder zu singen beganng, gleich nachdem sie das Feuer mit einem Scheit gefüttert hatte.
Das kleine Mädchen schüttelte sich wie ein Hund, Schnee fiel von ihrer Kleidung und hinterließ wässrige Flecken auf den Holzdielen. Sie holte tief Luft, stellte den Korb auf den Boden und schlüpfte geschäftig aus ihrem Umhang. Als täte sie etwas enorm wichtiges. Sie faltete den Umhang und legte ihn über den Korb, dessen Inhalt ohnehin von einem Tuch bedeckt war. Ihr Kleid war dunkelgrau und dreckig, aber ihr Gesicht war hübsch. Ihre Haut hell und ihr Haar dunkel und ihre Lippen ganz rosig, es war leicht sich vorzustellen, dass sie wunderschön würde, sobald sie erblüht wäre. Ihr Gesichtsausdruck jedoch war ernst und wichtig, als wäre sie für eine wichtige Aufgabe hier.
Der Wirt sah kurz zu ihr rüber, doch schien er keine Einwände gegen ihre Anwesendheit zu haben.
Das Mädchen strich ihr Kleid gerade, hob den Kopf, sah sich um ohne wirklich jemanden zu betrachten , dann ergriff sie ihre Korb und näherte sich entschlossenen Schrittes dem Tisch mit dem Bauer Bappel und seinem Vater zu.
„Für euch…“ sagte sie leise, ihr Stimme klang leise aber streng, als wäre da kein Platz für Scherze. Und mit diesen Worten griff sie in ihren Korb und stellte eine Flasche Wein auf den Tisch der Männer. Die beiden jedoch hatten bereits genug getrunken und waren so ins Würfeln vertieft, dass sie das kleine Mädchen gar nicht bemerkten. Sie nickte höflich, als hätten die beiden sich bedankt und ging weiter zu Pavel. Zu dessen Füßen lag schon ein ordentlicher Haufen Späne. Vor ihm blieb sie stehen und stemmte einen Arm in die Hüften. Pavels Stirn legte sich in Falten, er sah auf und schüttelte nur den Kopf, ohne etwas zu sagen und sie sie hob ihre Schultern.
„Dann halt nicht.“erwiderte sie, durchaus nicht beleidigt. Strich das dunkle Haar hinter ihr Ohr und wanderte zu dem Liebespaar.
„Für Euch…“ sagte sie wieder leise und holte aus ihrem Korb ein längliches schmales schlichtes Tuch. Sie legte es sorgfältig vor den beiden auf den Tisch, lächelt etwas schief und blickte Elias und Elois an. „Seht ihr, da liegt es.“
„Ich liebe dich Elois.“ hauchte Elias.
„Ich liebe dich, Elias.“ Hauchte Elois.
Während sich beide ganz tief in die Augen sahen.
Das Mädchen zuppelte mit den Lippen, strich das Tuch nochmal glatt und ging zur alten Gotha. Die hob den Kopf.
„Hast du was für mich Kind?“ fragte die alte mit krächzender Stimme. Ein paar der Anwesenden sahen verwundert zur Alten, weil sie doch fast niemals sprach. Doch lange hielt das Interesse nicht vor.
Die Kleine lächelte, knickste höflich und nickte.
„Ja…das ist für euch.“ erwiderte sie leise und holte aus ihrem Korb ein paar Kräuter zum Bund zusammen gefasst.
„…zum Tee?“ erkundigte sie Gotha, als sie dem jungen Ding die Bund aus der Hand nahm.
Die Kleine zuckte mit den Schultern und lächelt schief.
„Ich weiß nicht, ich brings nur wisst ihr?“
Gotha nickte.
„…was bekommst du Kindchen?“ Das Mädchen hob beide Hände und schüttelte ihren Kopf. Beinahe wirkte sie entsetzt. Ihre Stimme klang ehrlich.
„…ich mach das gern. Ehrlich. Wer was bekommt, soll nicht meine Sorge sein.“
Mit diesen Worten winkte das Mädchen und Gotha betrachtete die Kräuter in ihrer Hand, holte tief Luft und lies sie dann in einer Tasche verschwinden.
Es verging nur ein Augenblick, dann näherte sich das Mädchen dem Haufen Männer die lachten. Erst vorsichtig, doch dann beherzt. Sie blieb neben dem General stehen, holte tief und Luft und sagte laut und deutlich.
„Für euch habe ich nichts.“
Für einen Augenblick wurde es still am Tische, der General sah über seine Schulter nach hinten. Nur kurz. Einer Soldaten senkte den Kopf und blickte in seinen Krug.
Ein Anderer rief zu Karamira. „Sing etwas fröhliches Weib!“
Und Kara lächelte und sang etwas fröhliches.
Parakas nickte zustimmend und erhob seinen Krug, seine Leute fielen ein und alsbald lachten sie wieder und johlten mit zu dem Gesang der Frau.
Das Mädchen sah zwischen ihnen hindurch zu dem jungen Mann ohne Namen, wieder zuppelte sie mit den Lippen, etwas unsicher. Dann hob sie den Umhang und das Tuch vom Korbe, lugte darunter und betrachtete wieder zweifelnd den jungen Mann.
Letztendlich holte sie Luft, deckte den Korb wieder zu und ging langsam in Richtung Tür und dabei zwangsläufig am kleinsten Tisch vorbei. Auf der Höhe des jungen Mannes hörte sie seine Stimme.
„Was ist es, dass du da tust Mädchen?“
Sie hielt in ihrem Gehen inne und blinzelte.
„…du hast mich gar nicht übersehen?“ fragte sie leise, sie klang fast schüchtern.
Der Mann sah von seinem Krug auf und das Mädchen an, sein Blick fixierte sie. Unscheinbar schien sie ihm in ihrem Tun, obwohl sie hübsch war.
„…Ganz ehrlich, dein Treiben ist eigenartig genug…wie soll ich das übersehen?“
Wieder zuppelte sie mit ihren Lippen, dann wandete sie sich dem Mann zu, den Korb fast schützend mit beiden Händen vor sich haltend.
„…was ICH tu findest DU eigenartig…?“fragte sie nach und es klang ein wenig, als wäre das was er tat, viel viel eigenartiger, als das was sie tat. Der Ton in ihrer Stimme war es, der ihn schmunzeln lies. So altklug das Kind.
„…nun, vielleicht hast du Recht. Wir alle benehmen uns…eigenartig.“
„…Das will ich aber meinen!“ stimmte sie zu, blickte aus dem Fenster und trat dann einen Schritt auf den jungen Mann zu.
Aus Neugierde tat er es ihr gleich und sah, wie es draussen stürmte.
„..ist es dir stürmisch zum heim gehen?“erkundigte er sich, ruhig war seine Stimme, aber nicht mehr so abwesend. Das Mädchen nickte zaghaft und trat noch einen Schritt näher.
„…möchtest du was warmes trinken?“ Sie blinzelte mit ihren großen dunklen Augen und nickte wiederum.
„…lädst du mich ein?“ fragte sie hoffnungsvoll, dann blinzelte sie, weil es frech war, so direkt danach zu fragen, doch der junge Mann musste lachen über ihre Direktheit.
„…ich mein, das schaffen wir. Setzt dich nur her, wer ehrlich und direkt ist, ist mir die liebste Gesellschaft.“
Ein paar Gäste sahen zu dem Manne, der sich den ganzen Abend in Schweigen gehüllt hatte und kümmerten sich fortan wieder um ihre eigenen Dinge.
Das Mädchen bedankte sich mit einem Knicks und einem damenhaften höflichen Lächeln. Sie überwand den letzten Abstand, nahm den Umhang vom Korb und plazierte ihn vorsichtig auf der Bank, gegenüber ihres Gastgebers. Umständlich stieg sie über die Bank, legte den Korb auf den Umhang und die Hand auf den Korb.
Der Junge Mann indessen hatte beim Wirt warme Milch mit Honig bestellt.
„Danke, dass du mich bei dir sitzen lässt.“ erklärte sie und betrachtete ihn mit aufmerksamen Blick.
„Danke, dass du mir Gesellschaft leistest kleines Mädchen.“ erwiderte er und warf einen Blick auf ihren Korb.
Sie zog ihn sogleich näher zu sich und wurde gleich daraufhin rot, weil sie wohl ahnte, dass sie dem Mann nichts böses unterstellen musste. Sie blinzelte und klang leiser.
„Tut mir leid, ich hab immer Angst, dass mir jemand meine Geheimnisse aus dem Korb klaut.“ Dann sah sie von unten herauf zu ihm und lächelte schief. „…aber ich weiß schon, dass du das nicht tust. Ich erkenn das.“
Und wieder musste er über die Art des Mädchens lachen.
„…so so, du erkennst das also.“
„Ja…“bestätigte sie nochmal, dann zog sie den Ärmel ihres Kleides etwas zurück und streckte ihre Hand zu ihm, quer über den Tisch.
„…ich bin Ebenda.“ erklärte sie ihm mit einem Lächeln. Er zögerte, kurz legte sich seine Stirn in Falten. Dann jedoch ergriff er ihre kleine Hand.
„…es freut mich dich kennen zu lernen Ebenda, ich..“ wieder zögerte er, doch das Lächeln um seine Lippen wurde weich, vielleicht ein wenig schmerzvoll aber weich. „ …ich hab keinen Namen für dich. Sei mir nicht böse.“
Sie lächelte niedlich und schüttelt ihren Kopf.
„Dann nenn ich dich Nem, ja? Das wird gut sein bis du wieder einen Namen hast.“
Ihre Finger wurden in seiner Hand warm, sie lächelte vergnügt und zog sie wieder zu sich. Er schüttelte Fragend seinen Kopf.
„Wie kommst du darauf, dass ich wieder einen Namen haben werde?“ Die schlichte Überzeugung in ihrer Stimme, lies ihn diese Frage stellen. Als gäbe es keine Zweifel darüber, dass es wieder so sein würde.
Ebenda blinzelte, zuppelte mit den Lippen und lächelte ihn frei an.
„Weil du doch danach suchst?“fragte sie und sah ihn ebenso an.
Der Wirt brachte die Milch und Nem vergass sich zu bedanken, weil er sich nicht sicher war, was er von Ebenda halten sollte.
„Wie kommst du darauf, dass ich nach meinem Namen suche?“ bohrte er weiter.
Das Mädchen wackelte mit den Beinen, streckte ihre Mädchenhände nach der Milch aus , wärmte ihre Finger daran und nippte einen Schluck, sich dabei einen bösen Milchbart zulegend.
„…dein Blick ist soweit fort von hier, so guckt nur einer, der hier im Hier nicht hat, was er will und darum sucht er im Nirgendwo danach…nein? Und es wird wohl logisch sein, dass du deinen Namen sucht, wenn du ihn verloren hast….“
Nem wurde sich gewahr, das ihre kindlichen Worte mehr Wahrheit enthielten, als er es auf den ersten Blick gedacht hätte. Viele Erwiderungen langen ihm auf der Zunge. Viele Worte, die er selten bis nie gesprochen hatte, weil da nie jemand war, zu dem er sie sprechen hätte wollen. Weil Menschen nicht ihn sahen, sondern nur was er darstellt. Er schluckte schwer. Dann sah er den weissen Bart über ihrer Oberlippe und musste lächeln. In seinem Leben war ihm noch nie einem Menschen begegnet, bei dem ihm das Reden leichter fiel, was sollte er ihr ihre Jugend vorwerfen.
„…du hast Recht kleine Ebenda. Ich suche…aber nicht meinen Namen.“
Sie leckte sich über ihre Lippen, sah von dem kleinen Krug auf zu ihm hoch und stellte ihren Kopf schräg.
„….und was suchst du, wenn es nicht dein Name ist?“
Nem holte Luft, weil da so viele war, dass er Antworten konnte. Soviel, dass er nicht fand, aber davon hatte er nicht gesprochen. Sein Blick senkte sich, seine Mimik wurde müde und seine Hand griff nachdem Krug.
Er trankt einen tiefen Schluck und leerte ihn mit einem Zug. Sein Blick entglitt ins Nichts seine Stimme klang kraftlos.
„…das ist kompliziert.“
„Oh“ erwiderte Ebenda und nahm noch einen Schluck von der Milch. „ …kompliziert kenn ich.“ Sie lächelte und klang so, als wäre Kompliziert ein Bekannter von ihr und die fehlende Theatralik in ihrem Reden wollte ihm wieder ein Lächeln in die Mundwinkel zaubern. So unverfälscht echt, wie das Kind war.
Und weil es soviel Zeit gab in der er nicht lächelte, gönnte er sich den Luxus und lies es zu und lächelte, als er sie ansah.
„…ich hoffe die warme Milch schmeckt dir.“
Und Ebenda lächelte und nickte und malte sich bei jedem Schluck mehr weiß auf die Oberlippe.

Eine Weile saßen sie da so, schweigend und trinkend und es war in Ordnung. Ein Schweigen wie es zwischen Freunden herrscht die einander schon lange vertraut sind. Der Wind tobte draussen und nach und nach leerte sich der Gastraum. Ein paar gingen nach oben, ein paar gingen nach draussen und nach Hause. Irgendwann saß der Mann und das Mädchen alleine da, der Wirt hatte sich verabschiedet und es war noch niemand gekommen, um sie zu holen.
„….musst du nicht heim Ebenda?“fragte er leise, als ihr Kopf auf den Tisch gesunken war, ganz müde. Sie brummelte nur etwas, dass er nicht verstehen konnte. Seine Stirn legte sich in Falten und jetzt da sie da so halb auf dem Tisch lag, fragte er sich doch, wie es wohl kam, dass so ein Kind allein durch den Winter strich. Sein Blick fiel auf den Korb und Gott war sein Zeuge, obwohl er freilich neugierig war, was sie wohl noch darin hätte, spielte er zu keinem Augenblick mit dem Gedanken heimlich nachzusehen. Im tiefsten Inneren, war er ein edler ehrenhafter Mann, doch das wusste niemand. Manchmal wusste er es nicht mal selbst. Aber auch das wusste keiner.
Bevor der Wirt schlafen gegangen war, hatte er Nem noch eine Karaffe mit Met gebracht, ahnend – dass der junge Mann noch nach mehr verlangen würde.
Nem goss seinen leeren Krug voll und jetzt, da seine Begleitung in den Schlaf gesunken war und ihre Gegenwart im Augenblick keine weitere Fragen aufwarf entglitten ihm seine Gedanken wieder. Zurück ins Anderswo, dort wo auch sein Blick für gewöhnlich ruhte. Und so wie ihr Reden und allein ihr gemeinsames Schweigen ihn in der richtigen Welt gehalten hatten, so lies ihr Schlafen ihn wieder versinken…davon träumend, dass er nicht mehr träumen wollte.

Die Zeit verlor sich und auch dieser Krug leerte sich und er war müde, so müde und konnte doch keinen Schlaf finden und konnte doch kein Wachsein finden. Erst ein kleines Geräusch riss ihn aus seiner Lethargie. Nem blinzelte und sah das Mädchen an, sie zitterte im Schlaf. Offensichtlich fröstelnd. Erst jetzt wurde er sich der Kälte bewusst, die sich mit dem Verlassen der Gäste und dem verkleinern des Feuers nach und nach ausgebreitet hatte. Obwohl er sich schlapp fühlte, gab es da etwas in seiner Brust, dass nicht zulassen würde, dass das kleine Mädchen fror. Für sich selbst, wäre er gewiss nicht aufgestanden, ihm war es einerlei – so was ihn nicht tötete konnte ihn nur härter machen. Zumindest die Maske über seinem Gesicht. Doch hier war niemand, der seine Maske hätte sehen können und auch dies wäre ihm einerlei gewesen. So erhob er sich und schürte das Feuer nach, doch auch dies wollte sie ruhig werden lassen. Er fühlte ihre Stirn und sie war ganz kühl und ihm war mit Gewissheit klar, dass das Feuer allein sie nicht wärmen würde.
Und wie es ihm dieser Teil unter seine Maske befohl, hob er sie vorsichtig auf, vergass auch nicht den Korb und ihren Mantel mit zu nehmen und setzte sich mit ihr zum Feuer. Und Ebenda tat, was Kinder so tun, sie schmiegte sich Wärme suchend an ihn, vergrub ihr Gesicht an seinem Hals und alsbald hörte sie auf zu zittern. Er legte seine Arme um sie und erst als sie ruhig atmete, wurden auch seine Augen schwer. Der kleine Körper in seinem Arm, gab ihm den Takt des Atmens vor und er fiel ein und seine Gedanken flossen wie der Odem, in ihn hinein..aus ihm heraus und darüber schlief er ein, ohne Schwere.

Als er erwachte, atmete sie noch immer ruhig und tief in seinen Arm und es war ihn ein wundervolles Gefühl. Frieden für einen Augenblick, dann jedoch verlangte die Natur ihren Tribut und er legte sie vorsichtig beiseite. Der Wirt säuberte schon die Stube und die Sonne stand schon kurz über dem Horizont. Der weisse Schnee lies die Welt noch heller erscheinen, als es sie ohnehin war. Vor dem Fenster lag ein Tag der hell und stark schien und Hoffnung machen wollte. Leichte Hoffnung, nicht wie seine Hoffnung, die stets schwer lag.
Seine Habe lies er in der Stube liege und ging hinaus, sich der Notdurft entledigend und dann zum Bache, der nicht unweit der Taverne von dort, wo am Ende die Gebirge warteten, nach dort floss, wo an Ende das Meer wartete.
Sorgsam legte er seine Kleidung bis auf die Hosen ab und tat seine Übungen, die ihm heilig waren, weil es Momente waren in denen er..mehr war…wer er war und weil er sich selbst fühlte. Da war ihm die Kälte einerlei und als er geendet hatte, wartete schon das kalte Wasser, um getrunken zu werden und sich zu säubern und das tat er, noch die Sekunden des Lebendig seins genießend.

„Du trägst dich auf der Haut.“ hörte er ihre Stimme, die er sofort erkannte. Es dauerte einen Moment bis er begriff, was sie wohl meinte. Sein Oberkörper war gezeichnet von Narben als auch Bilder, beidem maß er Bedeutung bei. Wie sie es ausdrückte lies ihn wiederum lächeln. Er spritze sich kühles Wasser ins Gesicht, erhob sich und drehte sich zu ihr.
„…ja aber wenn ich angezogen bin sieht es keiner….Guten Morgen Ebenda.“
Jetzt da sie beide standen, sah er wie viel kleiner sie war und wie sie notgedrungen zu ihm aufblickte erfüllte ihn ebenso mit einer seltsamen unbeschwerten Heiterkeit.
Ihre Mimik jedoch blieb Ernst. Ähnlich Ernst wie noch eine Nacht davor, als sie den Gästen der Taverne ihre kleinen Geschenke überreichte. Seine Augenbraue zogen sich etwas zusammen…entspannten sich wieder, weil er sich ins Gedächtnis rief, dass sie schließlich nur ein Kind war. Er lächelte etwas weicher und striff sich ein Hemd über.
„…was ist Ebenda?“
Sie blinzelte und schluckte.
„…ich hab was für dich.“ sagte sie leise und es sah aus, als fiele es ihr nicht ganz leicht. Er tat die wenigen Schritte bis zu ihr und ging etwas in die Hocke um Aug in Aug mit ihr reden zu können. Der Ausdruck in ihrem Gesicht wirkte so unglücklich, dass er ihr einmal über das Haupt strich.
„…in deinem Korb?“ fragte er leise und lächelte, weil sie die Augen schloss, als er ihren Kopf berührte. Sie deutete ein Kopfschütteln an und nickte dann.
Dann hob sie ihren Kopf, als würde sie sogleich eine wichtige Rede halte.
„Ich hab einen Namen…für dich.“
Als sie das sagte, entspannte er sich, weil sich ihre Worte als kindliche Ernsthaftigkeit entblößten…und nicht…wirklich Ernst zu sein schienen. Ein Schmunzeln jedoch verkniff er sich und er nickte ebenso Ernst.
„Du..hast also einen Namen für mich. Einen andere als Nem?“ fragte er leise nach, blieb für einen Augenblick in dem Blick ihrer Augen hängen und die Beruhigung wollte nicht vollends von ihm Besitzt ergreifen. Ihre Augenbrauen zogen sich zusammen, dann schüttelt sie wieder ihren Kopf.
„Nein…den Namen der Hexe, die du Finden musst, um deinen eigenen Namen zu bekommen.“
Da nun, wie sie das sagte, zog er seinen Augenbrauen nach oben und verstand sie nicht.
„…was hast du nur mit meinem Namen?“ er schüttelt das seltsame Gefühl, das ihn ergreifen wollte ab, indem er ihr durch das Haar wuschelte.
Für einen Moment herrschte Stille, dann holte sie Luft und verdrehte die Augen, als wollte sie ihn sogleich für seine Dummheit schelten. Ihre Hände hoben sich in einer großen Geste in die Luft und sanken wieder nieder. Sie schüttelte den Kopf, ihre Lippen öffneten sich und schlossen sich wieder, dann seufzte sie und sprach.
„…weil du einen Namen brauchst, um zu sein, wer du bist….verstehst du? Wie soll dich denn sonst jemand erkennen hm?“
Sie blinzelte mit ihren großen Augen und ihm wurde etwas mau im Magen. Er hatte ihr nicht wirklich von sich erzählt und doch, und doch lag da viel zu viel Wahrheit in ihrer Aussage. Er würde misstrauisch sein, wenn nicht alles an ihm davon spräche, dass er ihr vertrauen könnte. Also schluckte er eine grobe Zurechtweisung herunter. Keine Zurechtweisung für ihren Übermut, vielmehr der Hinweis, dass es sie doch schließlich nichts anginge, wie sein Leben sei. Doch er wollte sie nicht vergraulen, zu angenehm lag ihm ihre Ruhe in Erinnerung. Und wenn sie wollte, dann sollte sie ihm doch den Namen geben, was konnte schon geschehen?
Also lächelte er , stupste ihre Nase an und fragte.
„Nun, welchen Namen hast du für mich?“
Ihre Nase kräuselte sich empört bei dem gestupst werden, als wäre sie schon zu Erwachsen dafür, dann glättet sich ihre Mimik, sie richtete sich etwas auf und sah tatsächlich einen Augenblick herrschaftlich aus.
„…den Namen der Hexe, die du finden musst und die dir geben kann, was du suchst.“erklärte sie und seine Augenbrauen zogen sich erneut zusammen. Mit Hexen wollte er freilich nichts zu tun haben. Nem holte tief Luft und erinnerte sich daran, dass sie schließlich nur ein kleines Mädchen war – so denn nickte  und lächelte er.
„…dann sag es mir…“forderte er.
Ebenda presste ihre Lippen aufeinander, tat einen Schritte nach vorne, strich sein dunkles Haar beiseite um ihm besser flüstern zu können. Ihre Finger waren fast nicht spürbar auf seiner Haut, so vorsichtig tat sie es. Sie trat ganz nah zu ihr, er roch sie und erinnerte sich sofort an die Ruhe des Schlafes. Er fühlte sich gut. Ihre Stimme klang leise und dünn, als sie den Namen flüsterte, der sein Herz erst stocken lies, nur um danach schneller zu schlagen.
Er schauderte und für einen Moment war es ihm, als schwankte die Welt unter seinen Füßen.
„…Das…ist ihr Name?“ hauchte er tonlos. Und sie nickte an ihm und auch ihr Herz klopfte, als wüsste sie, was nur er und……………und….Sie…wusste.
Heiß und kalt. Er schloss seine Augen und war nicht fähig die Woge an Eindrücken und Gedanken zu erfassen, die im Begriff waren ihn zu überwältigen. Es gibt diese Momente, in denen ein Mensch nicht versteht, was geschieht, doch sehr genau versteht, dass etwas wichtiges passiert. In Ermangelung weiterer Worte liess er sich auf seine Knie sinken, um kurz zu dem Kinde aufzublicken, dass sein Tun beobachtete. In diesen Sekunden sah er sich seiner Maske beraubt und es war ihm einerlei, weil er diesem Kind vertraute, so senkte er den Kopf, strich den Kragen seines Hemdes beiseite und entblößte einen kleinen Schriftzug in einer fremden Sprache, gleich unter seinem Schlüsselbein.
Seine Stimme klang leise als er sprach. Atemlos.
„…ich trage diesen Namen seit Jahren….“

Ihre Lippen pressten sich aufeinander, sie blinzelte und ihre Fingerspitzen strichen über die unter die Haut geschlagene Farbe.
„…unter deiner Haut.“ vollendete sie seinen Satz, der gar nicht vollendet werden sollte. Und wie sie es sprach, rauften sich die Häarchen auf seinem Körper, weil er eine tiefere Bedeutung hörte, die ein Kind nicht sprechen konnte. Seine Stimme brach und so belies er es bei einem Nicken und als er wieder aufsah, sah er eine Träne aus ihren Augen rinnen und verstand nicht.
„…warum weinst du?“ fragte er leise und widerstand dem Drang sie sofort schützend in seinen Arm zu ziehen. Ihre Kinderaugen lagen auf ihm und in ihnen lag ein Schmerz, der ihn an seinen erinnerte….doch was hätte dieser in ihren Augen zu suchen, fragend schüttelte er seinen Kopf.
„…weil ich kann…“flüsterte sie und fügte leiser hinzu. „…und du nicht.“
Ein seltsamer Schmerz machte sich in ihm breit, eine Erkenntnis klopfte an, doch er ignorierte was seine Seele ihm sagen wollte und hielt sich an die wirkliche Welt.
„..ich wollte dir nicht weh tun…“begann er und meinte es auch so.
Ebenda blinzelt und holte Luft und klang ein klein wenig empört, wie ein Vögelchen, dem man ein paar Krümel weggenommen hatte.
„…du tust mir doch nicht weh Nem, ich versteh was du mit mir teilst…das…ist alles.“ Die letzten Worte glitten ihr leiser über die Lippen und obwohl es ihm völlig unverständlich blieb sich ausgerechnet von einem Kind verstanden zu fühlen, gab es da keinen Zweifel, dass sie es tatsächlich tat. Obwohl sie nicht einmal wissen _ konnte _ was dieser Name für ihn bedeutete. Hinter seiner Maske wünschte er sich die Freiheit dieses Kindes zu besitzten und einfach weinen zu können. Stattdessen, nahm er sie vorsichtig in den Arm und tröstete sie, obwohl sie nicht weiter weinte.
„…wirst du sie suchen?“fragte sie leise, ganz nah an seinem Ohr.
Nem nickte ohne vorher zu denken. Er wusste, wenn er darüber nachdenken würde, wäre es zu absurd um es zu tun.
Auch Ebenda nickte.
„…dann komm ich mit dir.“
Als ihre Worte zu ihm durchgedrungen waren, wollte er schon lachen, doch er wusste, dass es ihr Ernst ist. Er hob sie von sich und stellte sie mit beiden Beinen auf die Erde, dann erhob er sich und sah zu ihr eine deutliche Distanz schaffend und schüttelte seinen Kopf.
„…du gehörst in deine Welt und nicht in meine. Das würde dich nicht glücklich machen. Du hast eine Mutter, die dich liebt und gewiss Freunde, die dich vermissen würden.. Ich werde dich nicht auf eine Reise einladen, die gefährlich und sinnlos ist. Das kannst du dir aus dem Kopf schlagen mein liebes Kind.“ Seine Stimme klang Ernst und er erwartete ganz offensichtlich keinen Widerspruch.
Dann schwieg er und sah zu ihr runter und sie betrachtete ihn und sah zu ihm hoch. Seine Heftigkeit hatte sie nicht erschüttert. Sie blinzelte nur.
„Du hast mich schon eingeladen Nem….dreimal und ich hab dreimal angenommen. Es war deine Wahl nicht meine.“ flüsterte sie. Nicht traurig oder verschämt, nur vorsichtig, wohl ob seiner lauten Worte und um ihn nicht weiter zu verärgern.
Wie sie das sagte, raubte ihm die letzte Kraft.
„…was hab ich?“ leise fragte er nach, er konnte sich nicht vorstellen wovon sie sprach.
„Eingeladen hast du mich…dreimal. Gestern..als ich gehen wollte, hast du mich eingeladen mit dir Worte zu teilen und dann in der Nacht, hast du mich eingeladen mit dir den Schlaf zu teilen und dann heute Morgen, hast du mich eingeladen mit dir, dein….“
Sie blinzelte und zuppelte mit den Lippen, streckte eine Hand aus und deutete auf den Schriftzug unter seine Haut. „…dein Geheimnis zu teilen. Ich bin schon mittendrin.“
Alles an ihm wollte ihr widersprechen.
Er wollte Einwürfe machen, zu bedenken geben, aufbringen und zurückweisen, doch da war etwas, dass klickte und ihn wissen lies, dass sie auf alles eine Antwort wüsste, weil ihr Betrachtung der Welt mehr eins war, als seine.
Also nickte er ergeben, wissend das es blödsinnig war, fühlend dass es sinnig war.
Und auch Ebenda nickte.
„Dinge geschehen, wie sie geschehen.“ erklärte sie ihm altklug und er hörte was sie sagte, und sein Verstand….verstand. Sein Herz jedoch, wollte es noch nicht wissen.
So jedenfalls, kam es, dass der Fremde, der nun den Namen Nem trug, allein in eine Taverne gegangen war, um zu träumen und nicht alleine die Taverne verließ um nicht mehr zu träumen.

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