04.Eva und das Suppengrün

Zurück in die Suppe.

Die homogene dampfende Suppe.

Beautiful Soup, so rich and green,
Waiting in a hot tureen!
Who for such dainties would not stoop?
Soup of the evening, beautiful Soup!

Ich krieg nen Rappel. Schwitzende Leiber, erzittern unter dem dröhnenden Bass. Verbrauchte Luft. Lichtblitze. Wieviel Informationsflut braucht ein normal sterblicher bis er abschalten kann? Im Gegensatz zu allen anderen hier…ha…sogar im gegensatz zu mir selbst, bin ich einen sternenklare Nacht. Noch nie war ich weniger im Zweifel.

Ein Zeichen des Fleisches. Vorher will er mir nicht geben, was mir gehört.

Ich hätt sie benannt. ICH! Ich benenn niemanden. Warum tut alle Welt so als hätt ICH nen Vogel. Hat sich noch niemand mit IHM unterhalten. Ich krieg echt nen Rappel! Niemals. Ich werde niemand ins Verderben reiten um meine…Gier zu befriedigen… um zu bekommen was verdammt noch mal in mich gehört! Mein. MEIN MEIN MEIN!

Als ob ich sonst etwas anderes tät?

Mein Vater sagte, ich wäre die Dorne an der Rose, die andere Sticht und sie bluten lässt. Die Seuche , die der Menschen Leben frisst. Malak. Maligne. Alles schlechte dieser Welt in den Händen eines Kindes. Ich hab ihn dafür gehasst. Niemals. Niemals Nimmermehr und Keinesfalls.

Ich breit meine Hände aus als würde ich zu Gott im Himmel beten wollen. Kann es denn Wahrheit sein? Ich brenne. Wieder. Schon wieder und kein Schmerz von Aussen der den Inneren stillt.

Ich …… Ich sehe…das ich Platz habe…die Menschen, um mich herum sind ein Stückchen beiseite gerückt und werfen mir komisch Blicke zu, als hätt ich einen an der Klatsche.

Eine seltsame Art von Stolz regt sich in mir, ich bin wohl durchaus anders – aber nicht dass, was ich in den Augen der Menschen um mich herum lese. Ich bin nicht verrückt. Nicht so. Und weil is so garkeine Lust empfinde mich so ansehen zu lassen geh ich auf den nächsten zu und seh zu ihm hoch. Entgegen schreien will ich ihm Was?..Was ist?. Passt dir was nicht? Pass ich nicht in deine konstruierte verlogene unechte Welt?

Der Kerl sieht zu mir runter und ein hämisches Grinsen umspielt seine Lippen.

„Hast du ein Problem kleine?“ fragt er, fast…höflich.

Probleme. Keine Ahnung hat der. Dann hab ich einen lustigen Gedanken und unterdrück ein Kichern.

„ …ich könnt lernen dich zu lieben….“ erwider ich und seh ihm in die Augen und denk mir all die Konsequenzen, die das mit sich bringen würde und das Auge in der sehenden Hälfte meines Gesichtes lächelt, das verborgene nicht.

In seiner Mimik spielen sich ein paar witzige Dinge ab, sein Lächeln entgleitet ihm…ein kurzer Schauder…dann verteinert sich seine Miene und er dreht sich um und geht.

Ich warte auf eine sich einstellende Befriedigung, aber es geschieht nicht.

Behaupten kann ichs, aber können tät ichs nicht.

Geh und gebäre einen Gott. Bah!

Ich versinke in mir und tanze auf der Fläche ohne mich zu bewegen. Nicht ich bewege mich zur Musik, sondern die Musik dreht sich in meinem Takt. Das ist ein wichtiger Unterschied.

In meinem Kopf kreist es.

Fakten. Fakten. Fakten.

Mein Blut krieg ich nicht wieder, bevor ich nicht Fleisch dafür schenke.

Abwarten?

Bisher hab ich niemanden gebeten. Zu niemanden habe ich gesagt, bitte tu alles damit er mir mein Blut zurück gibt. Ich habs nicht zu meinem Primogen gesagt. Nicht zu dem Prinzen.. Nicht zu………dem Mann mit der roten Krawatte.

Es ist schon so, wie mir……Max……..sagte. Ich komm ihm nicht bei. Ich könne fragen aber er würde mich nur drehen und wenden und ich würde daran verzweifeln. Nein ich habs ihm nicht geglaubt.

Die Sache ist, ich weiß und wusste…er wird es niemandem geben als mir selbst. Alles andere wär gelogen. Alles andere wär nicht echt. Der Rabe hat nicht gelogen, aber ich war nicht im Unrecht.

Und jetzt?

Seine Worte fließen in meinen Kopf und ziehen ihre Kreise.

'Du hast sie benannt. Ich werde nicht so differenziert arbeiten können wie bei deinem ersten Wunsch.'

In drei Teufelsnamen.

Ich fühl mich, als hätte er mir eine Waffe in die Hand gegeben.

Das X markiert den Punkt.

Geh Xe malen Eva. Mutter aller Sünden.

Aber geschnitten hat er sich, ich markier' keine Punkte. Eine Waffe ist nichts wert ohne einen gewillten Mörder sie zu nutzen.

Ich werf sie ihm einfach vor die Füsse. Sein …Gedankenplan.. wird nicht aufgehen. Lieber sperr ich mich ein und kriech nimmermehr aus meinem Loch. Lieber flüchte ich nach Hvar [i]…um meinen Vater die Arbeit weiter führen zu lassen? [/i]Lieber kriech ich nackt vor dem Prinzen und flehe ihn bei meinem Leben an…mich jämmerliches Stück zu retten.

Ich bin kein Täter. Ich wähle nicht. Ich nehme nicht.

Ich bin ein Gefäß das aufnimmt und erträgt.

Mittlerweile und ohne mein zutun, hat sich mein Körper der Musik angepasst. Er tanzt, ohne mich…denn ich dreh mich und er nicht. Die Diskothek hat sich gelehrt, nur noch wenige sind hier..noch weniger auf der Tanzfläche neben mir…ihre Leiber zucken und ihre Gesichter sind entrückt, als tanzten sie um ihr Leben. Vorsichtig drehe ich mich um mich selbst und erkenne mit Gewissheit, dass ich sie gemalt habe.

Wer zu nah am Strudel schwimmt wird hineingesogen. So ist das.

Alles hat folgen kleine Eva, sagt der Doktor und ich möcht nicht dass er mich heilt.

..oh bitte heil' mich, bitte teil' mich, bitte reisse und zerfleisch' mich…bitte lass mein Herzblut fließen, lass mich diesen Schmerz genießen, bitte stech' mich, bitte brech' mich,bitte liebe und verletzt mich, lass mich schweigend untergehn, lass mich nicht im Lichte stehn.

Ich möchte dass er im Erdboden versinkt und dem Teufel das fürchten lehrt.

Hunger kriecht aus mir hervor und meine Augen, die zwar offen waren aber nicht sahen, erkennen eine fast, dürre Gestalt die von der Tanzfläche entfernt im Dunklen steht.

Als er bemerkt, dass ich ihn ansehe, tritt er einen Schritt hervor mich ansehend…und ich weiß, er tut das schon länger. Das kann ich lesen. Wie er mich ansieht, in seinen Augen. Ich rieche es, wie ein Wolf seines gleichen riecht. Dieser Mann stinkt nach Wahnsinn.

Ich tret auf ihn zu und je näher ich komme, desto mehr sehe ich. Es ist noch kein Mann. Es ist jung. Vielleicht Sechszehn ? Er trägt schwarze Kleider, natürlich. Sie tun es alle hier. Die Hälfte seines Gesichts ist entstellt….wie….verbrannt? Ein wenig schaudert es mich, er weiß um Schmerzen..nein?Ich empfinde seltsames Mitgefühl. Nicht Mitleid.

Dann steh ich vor ihm und ohne ihn zu fragen streck ich meine Hand und taste über die neue verschrumpelte rosige Haut. Er zuckt leicht, aber lässt es sich gefallen. Sein Blick auf mich geheftet als wäre ich das Wasser nachdem es ihn dürstet.

„ein Autounfall. Alle ausser mir. 6 Jahre“ beantwortet er mir ungestellte Fragen. Seine Stimme klingt viel zu alt für ihn. Sie ist ganz dunkel und hat einen wundervollen Klang. Nach Leid, einer Form von verstehen, Musik!

Ich fühl wie sich Schwingen aus ihren Fesseln lösen wollen und weiche einen Schritt zurück.

„Besser wärs wenn du jetzt gingest“ flüster ich leis, weils die Wahrheit ist.

Ein schiefes Lächeln in seinem Gesicht…DIESE Augen…er schüttelt seinen Kopf.

„Ich such dich seit diesem Tag….“ widerspricht er leise und ich will ihn schlagen, weil ich mich selber sprechen höre. „ ich geh nicht.“

Ja Himmel stehts mir auf die Stirn geschrieben? Bin ich die Kerze, die all die Motten findet die sich nach dem Tode sehen? Siehst du mich im Licht oder was?

Abrupt dreh ich mich und und verlasse die Diskothek, als wär mir der Teufel persönlich auf den Fersen.

Seine Schritten folgen mir….dazu muss ich mich nicht wenden..ich laufe zielos ..über Stock und über Stein….Reiter brech dir nicht das Bein… irgendwo..in irgendeiner Gasse halt ich an, dreh mich rum und er bleibt stehen…fast trotzig zieht er aus.

„Schick mich nicht weg…“ flehentlich.

Ach fleh du mich nicht an!

Ich schüttel den Kopf um ihm mitzuteilen, dass es nichts hilft und er gehen muss.

Aber der Hund, ein Lächeln in seinem Gesicht…er denkt ich stimme ihm zu. Nein, du musst nicht gehen. Kurzfristige Verzweiflung macht sich breit. Mein Hunger bellt.

Eine abwehrende Geste.

„Egal was du suchst. Ich werds dir nicht geben. Ich werd dich nicht heilen.“ Ich wünscht ich könnt die Kälte in meine Worte führen die dort hinein gehört. Bitte sag mir dass ich dich nehmen, trinken…..fressen..soll. Dein süßes Blut würde mich stillen. Ach trink mich! Koste! Ich schenk dir Leben.

„…oh bitte heil mich…“ sagt er und meine Welt gerät ins Schwanken. Es kommt mir so verdammt, bekannt…. aus lauter wahnwitz beginne ich zu lachen.

Einen Schritt tret ich näher und bin ihm so nah, dass ich mich nur strecken müsste, dann wärs nur noch ein kleiner Biss und er wär mein…….hebe langsam meinen Kopf und meine Augen müssen funklen…

„ …hat dir denn noch niemand gesagt, dass Wünsche sich erfüllen könnten?“ Und so wie ich es sage, klingt es so wie ich es meine… Jemand muss ihn in der Tat heilen! Er ist von Sinnen.

Er hebt seine Hand und streicht mir derart liebevoll übers Haar das ich spontan ausflippen möcht, aber so wie ein Schwamm das Wasser aufsaugt neige ich mein Haupt und genieße für eine Sekunde echte menschliche Nähe. Habe ich geglaubt ich wäre lebendig? Er macht mir bewusst, was ich die meiste Zeit verleugne. Im Vergleich zu ihm bin ich eine verdorrte leblose Blume. Im Vergleich zu seinen Farben..blau..so blau….bin ich…blass und nichtig. Gleich heul ich.

Geh weinen. Draussen!

Seine warme..HEISSE…Hand bleibt auf meinen Wangen liegen und diese Wärme kriecht in meinen kalten leblosen Leib und lässt mein Herz schlagen.

„Wieso bist du so kühl?“ flüster er und es klingt ein wenig leidend.

Ich kann nur den Kopf schütteln.

„Ich hab dich gesehen, wie du tanzt…..“ Seine Worte schlagen Breschen in meinen Widerstand…“und ich weiß..du hast den Tod angesehen …wie ich….verstehst du?“

Mein Gott und wie ich dich versteh.

Seine Andere Hand an meiner anderen Wange…dank ihm ist mein Gesicht ganz heiss.

Jetzt brenn ich innen wie aussen.

Ein leichtes Nicken, was soll ich noch tun? Was soll ich noch sagen?

Durch seinen Körper geht ein Beben und seine Atmung beschleunigt sich.

„Ich wusste es!“ spricht er als hätt ich ihm eine Last von seinen Schultern genommen.

Er beugt sich hinab, um mich zu küssen, doch ich presse meine Lippen zusammen….schüttel leicht den Kopf…lächle …schief…bedauernd….liebevoll…dann führ ich seine Hände beseite und schiebe meine an seinem Leibe hinauf…eine an seiner Seite…eine in seinen Nacken, um ihn zu mir zu ziehen.

Wir sind zu zweit.

Wir sind allein und beginnen eins zu sein. Jetzt isses egal. Jetzt isser mein.

Seine Augen leuchten ein Liebesgedicht, dass mich verzaubert und meine Lippen suchen….meine güte wie pathetisch…an seinem Hals den Pulsschlag den ich rauben will…er nimmt es wie Liebkosung und streicht mir über mein Haar …meinen Rücken.

Gotcha.

Ein sachtest Knacken.

…er krallt sich ein…

Ein leiser Stich.

…er stöhnt auf…

So sanft und doch so tödlich …..für dich.

Geh und gebäre einen Gott.

Und als hätte mich der Schlag getroffen lös ich mich von ihm…hätt ich beinahe verpasst dass sein Herzens Schlag schon arg beschleunigt.

Woher ich den Willen dafür nehme, weiß ich nicht. Vielleicht all die Wut und all der Widerspruch ….IHM nur nicht zu Willen zu sein. Ich werde niemand töten, auch wenn….. ich leck über die Wunde und die Schwerkraft entreisst mir den Körper.

Er blinzelt verwirrt und streicht sich fahrig durch sein Haar. Seine Augen leuchten voll Hingabe, mehr als ich es je in einem anderen Menschen sah wenn ich einen trank.

„Dein Kuss ist…unglaublich…“ faselt er, es nicht fassen könnend.

Voll mit seinem Leben hab ich Kraft und voll mit SEINEN Worten hab ich Wut.

„Nie wieder. Du wirst mich nie wieder suchen. Du wirst NIE an den Ort wiederkehren, an dem wir uns trafen……und wenn du….Kälte verspürst…dann lauf. Lauf um dein Leben!“

Und diesmal hab ich die nötige Kälte denn ich spreche Wahrheit.

Ich hasse mich dafür, denn am liebsten würde ich ihn zu mir mit nach Hause nehmen. Ihn mit meinem Wein füttern und für den Rest aller Zeit glücklich sein, weil kein Nektar je so süß in meiner Kehle brannte.

„Noah“ antwortet er …er klingt müde. Mühsam blinzelt er zu mir hoch.“Ich heiss Noah“

Ein letztes Mal greif ich in seinen Nacken und beuge mich zu ihm, warte bis er mich ansieht.

„Nie – wieder!“

…und er nickt folgsam.

Während er sich aufrappelt, ganz mit sich selbst beschäftig trete ich weiter zurück..hinein in den Schatten um in ihm zu verschwinden. Ich werd noch warten, ob ers alleine schafft. Minuten später hat er sich soweit beisammen…sieht sich nach mir um, aber er weiß schon vorher dass ich nicht mehr hier bin.

Hinaus aus der Gasse, ein Taxi später ist er verschwunden.

Und ich renn nach Hause um mich in meinem Leid und Nohas Leben zu baden.

Dieser Beitrag wurde unter Eva und die Vampire veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar