…heute jedoch leider nicht

Der Gewichtsguckerverein sagt: Rühr dich.
Zum Abnehmen per se kein schlechter Tipp. Einfach möglichst viel 10 Minuten Einheiten am Tag rumbewegen, dann geht das schon. Da ich stinkend faul bin (wobei ich Wert darauf lege, deutlich zu machen, dass ich mehr faul bin als stinke) versuch ich Fuchs das Nützliche mit dem Angenehmen zu verbinden.
Ich geh Dienstag tanzen,
Ich geh Mittwoch tanzen,
Donnerstag vielleicht in so ein Zappel training.
Freitag vielleicht bissl Radfahren.
Denk ich mir so.
Dienstag, ist der Tag heute. Also werf ich mich ins Internet und check mal krass ab, welches Angebot denn so für Dienstags weg gehen zur Verfügung steht. München, die Weltstadt mit Herz, da tanz der Bär, da brummt das Leben, da wird’s Dienstags ja wohl was zum weg gehen geben.
Denk ich mir so.
Nach einiger Zeit recherche habe ich so 5 Clubs gefunden, bei denen die Chancen günstig stehen, dass sie Musik spielen, die mich nicht sofort dazu motiviert den Laden wieder zu verlassen. Obwohl ich wohl grundlegend  ein Indipendent/Goth Typ bin…hey..ich kann mit Mainstream…kein Problem. Charts rauf und runter, da ist genug wo ich zur Not meinen Arsch in Wallung bring. Therefore, diese 5 Dissen da.
Zwei davon, spielen wohl die richtige Musik, sind aber irgendwie…schwul. Das soll jetzt keine Beleidigung sein – vielmehr lässt mich der übermäßige Gebrauch von Rosa und Regenbogenfarben auf der HP  vermuten, dass das Klientiel dieser Lokalitäten sicherlich für allerlei offen ist…auf mich aber getrost verzichten kann. Nich schlimm.
Hab ja noch drei zur Auswahl.
Denk ich mir so.
Einer davon ist am Arsch der Welt, einer so Hip, dass es irgendwie ein Von und Zu im Namen braucht und einer….liest sich ganz okay.
Hip Hop, Black Beat, House und Rock, Getränke zu vernünftige Preisen…damit kann ich heute leben. Ganz wundervoll.
Der Laden ist auch nicht so weit weg. Nur mit der Ubahn zum Stachus und von der dann 500 m links. Alles klar wie Klosbrühe.
Denk ich mir so.
Bis zum Stachus funktiniert mein Plan auch ganz gut, da allerdings spielt mir mein Gehirn einen bösen Streich…weil links..geht es ja in zwei Richtungen…kommt halt immer darauf an wie man steht. Ne?
Ja. Hm. Also. Alles kein Problem. Selbst ist die Frau. Gott gab mir Lippen zum sprechen, ich wend mich einfach an die zwei nächstbesten Frauen die mir da entgegen kommen und frag die wos lang geht.
Zwei Frauen.
Ich Depp.
Frag ich also:“Entschuldigt, zum MaximilianSplatz „ (da ist der schuppen wo ich hinwollt) „…gehts  da hier jetzt links oder rechts.“
Eine ganz einfach Frage.
Denk ich mir so.
Sie antwortet:“Ja da müssen sie geradeaus….Da hätt ich schon misstrauisch werden sollen.„…und dann links.“
Na gut, ich hatt so im Kopf, erst links, dann ein Stück grad aus….wenn ich jetzt erst grad aus und dann links geh…wird sich das mal nicht soviel nehmen.
Denk ich mir so.
Danke Tschüss auf Wiedersehen ich latsch lustig los…geradeaus die erste , die zweite. Bis zum Marienplatz wie sie mir noch empfahl, von der dann Links, alles läuft nach Plan…bis ich dann in einer Sackgasse steh. Hm.
Na gut, die Himmelsrichtung in welche ich möchte, hab ich ja so ungefähr im Kopf (Eine Frau. Ich Depp) wenn ich ein bisschen rechts und dann wieder ein bisschen links geh…bin ich ja wieder voll auf Kurs.
Denk ich mir so.
Ich geh also da hin und dort lang, entdecke Kirchen die ich noch nicht kannte (man bedenke dass sich Kirchen nicht so leicht verstecken lassen) sehe Straßen, die noch nie ein Mensch vor mir betreten hat, stelle fest, dass sich in München mehr fremdsprachige Menschen rumtreiben, als deutschsprachige.
Ich geh und geh.
Gott gab mir nämlich nicht nur Lippen zum sprechen, nein – auch Beine zum laufen.
Schließlich finde ich mich vor der Arbeitstelle meines Freundes wieder.
Das für sich allein genommen, ist ja kein Problem.
Die Sache ist…also…das Ziel meiner Wünsche…ist so…500 m links vom Stachus entfernt….weitere 1500 m links von dieser Zieldisse…liegt der Odeonsplatz….und weitere 500 m ..in die gleiche Richtung ist dann das Haus, vor dem ich mir eingestehen muss einen kleinen Umweg gegangen zu sein…dass es eben auch der Arbeitsplatz meines Freundes ist, mag reiner Zufall sein. Allerdings jedoch, ist mir der Weg vom Odeonsplatz aus völlig klar. Bin ich halt ein bisschen gelaufen, die Gewichtsgucker sagen ja eh..beweg dich. Was soll ich mich ärgern.
Denk ich mir so.
Ich renn also den ganzen Weg Retour quasi und während ich so langhatsch frag ich mich, warum mich das Schicksal so weit laufen lässt, wo ich doch sowie den Rest der Nacht meinem Körper die Bewegung die er braucht mittels Tanzen besorgen werde.
Denk ich mir so.
Endlich seh dann auch endlich den Laden, da stehen auch schon lauter Kiddis davor. 2 von denen sind zusammen so alt wie ich…will ich da rein?…Ach Egal. Ich glaub da steht auch einer der älter aussieht als 25, ich komm bis zur Tür da sagt der junge Mann an selbiger.
„Entschuldigung…“
und ich antwort ganz automatisch mit einem Lächeln.
„..kein Problem.“
Und er.
„Entschuldigung, wir haben heute geschlossen.“
Während ich ihm so zuhören, mache ich ganz unbewusst einen Schritt beiseite um ein paar von den Kindern an mir vorbeizulassen, damit die runter können,da in die Disse…die geschlossen hat.
„Geschlossen?“frag ich nach, während mein Blick einer weiteren Person die sich nach unten begibt folgt.
„Ja.“ sagt er und bleibt toternst.
Was soll ich da noch sagen?
„Ja, dann geh ich dann mal wieder….“
„Gute Nacht…“sagt er noch.
Zugegebenerweise.
Ich in meinen schwarzen Cargohosen, dem schwarzen Shirt und den schwarzen Polizeisicherheitsschuhen…ich mit den schwarzen Haaren, dem Schmuck ohne Strasssteine, einer Frisur ohne Haarspray und einem Gesicht ohne Make up….ganz abgesehen von meinem Alter.
Ich ziehe in Betracht, dass der Türsteher vielleicht schon vor mir ahnte, dass das Klientel dieser Disse und ich….nicht………..ganz…aus dem gleichen Stoff sind.
Egal, denk ich mir so. Meine Bewegung hab ich ja schon gekriegt. Dass der Weg von der Disse zu Fuss nach Hause, nicht so lange dauert, wie meine Odyssee vom Stachus durch halb München nehm ich nur beiläufig zur Kenntnis.
Knapp eineinhalb Stunden nachdem ich gestartet bin steh ich wieder vor der heimatlichen Türe und stelle mit einer bemerkenswerten Gelassenheit fest.
Ich habe den Haustürschlüssel in der Wohnung gelassen.
 
Es gibt Tage da gewinnt man……….
 
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